Keltischer Familiensonntag

15.01.2015

Alles Handarbeit wie bei den Kelten. Foto: A.-L. Roeder

Am 2.11.14 war wieder mal ein ganz besonderer Familiensonntag im LWL-Museum für Archäologie. Neben Angeboten wie der Mitmachausgrabung „GrabungsCAMP spezial“ und einer Führung durch die Sonderausstellung „Das Weiße Gold der Kelten“ gab es dieses Mal sogar „echte“ Kelten in unseren Räumlichkeiten! Zwischen den spannenden Exponaten der Sonderausstellung stellten Sylvia und Heinz-Peter Crumbach ihr experimentalarchäologisches Textilhandwerk zur Schau.

 

Keltisch wohlfühlen in wohlig warmen Wollgewändern. Foto: H.P. Crumbach

Fertig zur Anprobe

Gesponnen, geflochten, gewoben – mit prähistorischen Technologien fertigen die Beiden Stoffe und Gewandungen nach dem Vorbild realer archäologischer Funde an. Und die Resultate können sich sehen lassen! Die Besucher waren sogar eingeladen, die prächtigen Kleidungsstücke einmal anzuprobieren und sich ganz wie eine keltische Fürstin oder ein keltischer Fürst zu fühlen.

Die Mathematik des Bortenwebens: aufwendig geplant, einfach angewendet. Foto: A.-L. Roeder

"Meine Muster erstelle ich mit Excel" (Sylvia Crumbach)

Für Fragen und Vorführungen ihrer Künste stand das Ehepaar Crumbach gerne zur Verfügung. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass das Weben einer verzierten Borte für Tücher und Gewänder eine Wissenschaft für sich ist?

„Meine Muster erstelle ich mit Excel“, sagt Sylvia Crumbach, während sie augenscheinlich spielerisch die bunten Fäden umeinander dreht und zu komplizierten Ornamenten verflechtet.

Auch handgesponnene Wolle und Garn fanden sich zum Anfassen und Bestaunen im Repertoire der studierten Kulturwissenschaftlerin – Dinge, deren Herstellung heutzutage maschinell passiert, in vormodernen Zeiten allerdings viel Zeit und Mühe in Anspruch nahm.

Ein Klumpen Torf mit Stoffrest und Knochen – oder viel mehr eine liebevoll rekonstruierte Fundsituation von prähistorischen Textilien. Foto: A.-L. Roeder
Solch ein schönes Tuch könnte einmal dieses meisterhafte Bronzegefäß aus Hallstatt abgedeckt haben. Foto: A.-L. Roeder

Tücher als Schutz vor Ungeziefer

„Die alten Kelten wussten schon, wie sie sich richtig berauschen konnten“, meint Heinz-Peter Crumbach, der eigentlich Chemiker von Beruf ist. Dabei demonstriert er anhand eines großen Bronzegefäßes aus dem Gräberfeld von Hallstatt, dass dieses damals mit einem reich verzierten Tuch abgedeckt worden sein könnte, um das enthaltene Getränk – vielleicht gewürzter Wein? - vor Dreck und Ungeziefer zu schützen. Textilien spielten also eine weitaus größere Rolle in der damaligen Lebenswelt, als es Archäologen heutzutage noch erfassen können. Organische Materialien wie Wolle und Flachs verrotten im Boden nämlich relativ schnell und halten sich nur in Sonderbedingungen, also z. B. in Mooren oder im ewigen Eis.

 

Zur großen Keltennacht am 23.1.2015 werden Sylvia und Heinz-Peter Crumbach ein weiteres Mal im LWL-Museum für Archäologie zu Gast sein und ihr prähistorisches Handwerk vorstellen. Wen bis dahin schon der Wissensdurst plagt, der kann die beiden auch im Internet finden unter der Adresse www.archaeotechnik-crumbach.de.

 

Text von A.-L. Roeder