Die Nacht unter Tage

23.03.2016

Freie Eintrittskarten und Fahrtickets (Foto: Marcus Coesfeld)

Ein Rückblick

Geschafft!“ rufe ich erschöpft aus, als um Mitternacht die letzten Besucherinnen und Besucher das Museum verlassen. Der Abend war ein voller Erfolg! Während ich die letzten strahlenden Gesichter verabschiede, und so viele Gratis-Artikel vom LWL-Mobil wie möglich abgreife, blicke ich innerlich noch mal auf das Herner Programm der Nacht unter Tage zurück.

Volontär Marcus Coesfeld und Praktikantin Annette Babetzki vor dem Greenscreen der FotoBox. In der Nachbearbeitung stehen sie im Speerwald des Kriegskubus in der Dauerausstellung (Foto: Lennard Zimmermann)

Um kurz vor acht stimmte Spielmann Michel die an den Pforten des Museums auf Einlass wartenden Menschen schon mal musikalisch auf die Nacht ein. Dann trafen die Models in ihren historischen Gewändern ein und eröffneten feierlich den Abend.

Anfangs ging es im Foyer etwas langsam voran, weil sich jeder erst einmal im Raum orientieren musste. Es war aber auch verdammt voll! Wir hatten eine Fotobox aufgestellt, vor der sich den ganzen Abend Groß und Klein mit lustigen Verkleidungen haben ablichten lassen. Die ausgedruckten Fotos konnten als Souvenir mitgenommen werden. Ich habe auch ein paar gemacht. Manchmal macht die Arbeit doch Spaß!

Von 20 bis 22 Uhr zog Sylvia Crumbach ihre Models an – und die historische Modenschau zog die Zuschauer an. Ihre Models präsentierten sich in Gewändern von der Steinzeit bis hin zur Neuzeit. Frau Crumbach erläuterte die Einzelheiten der Kleider – die Zuschauer applaudierten. Danach zog die Gruppe weiter ins Deutsche Bergbau-Museum. Am liebsten hätte ich mich auch verkleidet und wäre mitgekommen. Den „Catwalk“ hatte ich spaßeshalber vorher schon eingeübt, auch wenn er nicht in die Veranstaltung gepasst hätte.

Archäologe Manuel Zeiler erklärt (Foto: Katja Burgemeister)

Die vollen vier Stunden über erläuterte der Archäologe Manuel Zeiler anhand von benutzter Ausrüstung (der Dreck klebte noch daran, sodass man den Eindruck gewann, dass er gerade damit aus der Höhle gestiegen wäre) und gemachten Funden seine Arbeit in der Bergbauarchäologie. Der sympathische Forscher gewährte uns und den Besuchern wirklich einen authentischen Einblick in die aktuelle Forschung.

Die Eisenzeit-AG in Action (Foto: Katja Burgemeister)

Auch die Eisenzeit-AG der Heinrich-Böll-Gesamtschule Bochum unter Betreuung von Susan Bursche präsentierte ihr Projekt. Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse zeigten den Rennofen, den sie auf der letzten ExtraSchicht in unserem GrabungsCAMP benutzt hatten (Zur nächsten ExtraSchicht befeuern sie übrigtens wieder einen Rennofen!). Ich habe noch Scherze mit den Mädels gemacht, die per Hand echten Pferdemist auslegten, weil die Eisenzeitler ihn dem Lehm für ihre Öfen beimischten, um sie damit zu festigen (Okay, ich geb’s zu: Ich habe ihnen vermittelt, dass ich ihren Job nicht unbedingt selbst machen wollte ;-) ).

Unsere Steinzeit-Expertin Henrike Neumann klärt Besucher über Steinwerkzeuge auf (Foto: Katja Burgemeister)

In der Dauerausstellung standen Epochen-Spezialisten zur Verfügung und klärten die Besucherinnen und Besucher über „ihre Zeit“ auf. Außerdem halfen sie ihnen bei dem Quiz, das unser Förderverein zusammen mit dem Bergbau-Museum veranstaltete und bei dem man Fragen aus beiden Museen beantworten musste, um tolle Steine zu gewinnen.

Daneben gab es Führungen hinter die Kulissen – also durch die Büroräume und Werkstätten des Museums – sowie Taschenlampenführungen durch das „Wilde Westfalen“. Leider war unser Angebot für die abgedunkelte Sonderausstellung recht begrenzt – nicht jeder konnte daran teilnehmen – aber alle, die mitmachen konnten, waren begeistert. Einmal habe ich mich mit eingeschlichen und die Teilnehmenden mit einem Löwenbrüller erschreckt. Wir erschrecken unsere Gäste gerne. Darum haben wir auch überall Gummi-Krabbeltiere und einen lebensgroßen Sensenmann in der Dunkelausstellung platziert.

Tiere konnte man übrigens auch am Stand von Claudia Siemann selbst formen – aus Ton – nach jungsteinzeitlichen Vorbildern!

Während die überwiegende Mehrheit der Besucherinnen und Besucher sich von der tollen Musik verschiedener Künstler und Bands haben berieseln lassen und zwischen den Programmen auch mal im MuCa tafelten, trübten doch zwei kritische Stimmen mein Bild vom Abend ein wenig. Ein Herr war sauer darüber, dass er nicht zu der Zeit, die er bevorzugt hatte, an einer Führung teilnehmen konnte, und fing wutentbrannt eine Diskussion mit uns an. Eine weitere Dame war in der Führung hinter den Kulissen enttäuscht darüber, dass unser Depot kleiner als erwartet war, und machte ihrem Unmut darüber Luft. Ich verweise sie hiermit noch einmal auf unser zentrales Fundarchiv in Münster.

Das LWL-Mobil mit Team (Foto: Marcus Coesfeld)

Die Nacht unter Tage war die erste Museumsnacht ihrer Art. Dabei lag eine Kooperation des LWL-Museums für Archäologie und dem Deutschen Bergbau-Museum so nahe! Finden doch sowohl der Bergbau als auch die Archäologie „unter Tage“, im Boden statt. Und nicht nur thematisch, auch räumlich sind beide Museen nicht weit voneinander entfernt: In weniger als 10 Minuten ist man mit der ebenfalls unterirdischen U35 vom einen im anderen Museum.

Alphornbläser und Jazzspieler (Foto: Katja Burgemeister)

Schön wäre, wenn wir die Nacht unter Tage wiederholen könnten. Die Besucher konnten wir glücklich machen, und wir hatten dabei selbst eine Menge Spaß. Auch im Bergbau-Museum war das Programm eine einzige Attraktion. Einzig ein wenig mehr Besucher könnten wir uns wünschen. Blieben diese allein des nieseligen Wetters aus, oder weil Schalke spielte? Müssten wir das nächste Mal Eintrittsgelder nehmen, um von mehr Menschen wertgeschätzt zu werden, wie manch einer meint? Vielleicht jedenfalls gelingt es uns mit der gemeinsamen Museumsnacht, eine Mini-ExtraSchicht zu etablieren, die die Städte Bochum und Herne näher zusammen rücken lässt. Doch als nächstes steht die große ExtraSchicht an. Wir sind natürlich auch wieder dabei, wenn es heißt: „Glück auf!

Marcus Coesfeld