Hannibal-Scipio-Fries - Wie Antike und Renaissance verschmolzen

06.11.2025 Praktikant:in

Warum habe ich dieses Ausstellungsstück gewählt?

Bei meinem Gang durch das Museum fielen mir viele Ausstellungsstücke ins Auge, doch ich entschied mich für das Hannibal-Scipio-Wandfries, da es die Antike und die Renaissance, welche beide zu meinen liebsten Epochen der Menschheitsgeschichte gehören miteinander verbindet.

Es zeigt Szenen aus dem zweiten punischen Krieg, welcher mich schon interessiert, seitdem ich im Geschichtsunterricht der sechsten Klasse das erste Mal von ihm gehört habe. Nachdem wir dann im Lateinunterricht der achten Klasse noch genauer über Karthago und Hannibal sprachen, wurde mein Interesse noch größer. Ein weiteres für mich sehr interessantes Thema, welches durch das Fries aufgegriffen wird, ist die Kultur und Architektur der Renaissance, weshalb es für mich nochmal klarer wurde, dass ich meinen Blogeintrag zu diesem Ausstellungsstück schreiben möchte.

Informationen zum Hannibal-Scipio-Fries

Das Fries ist eines von insgesamt 162, die die Prunkfassade von Schloss Horst in Gelsenkirchen zierten und eine Vielzahl von Helden und Kriegsherren zeigten.

Ausgeliefert wurden sie am 17.04.1569, was darauf hinweist, dass sie ein Teil der Fassadengestaltung waren, welche 1564 von Rutger X. von Horst angeordnet wurde. Die Terrakottafriese wurden von dem Künstler Wilhelm Vernukken und dem Kachelmeister Dyrych von Buir hergestellt. Der Hannibal-Scipio-Fries zeigt passend zur Renaissance eine Szene aus der Antike.

Wandfries am Bamberger Dom

Was ist ein Fries und welche Funktion hatte er?

Ein Fries ist ein hervorstehender Streifen an der Wand eines Gebäudes, der zum einen zur Einteilung von Wandteilen, aber auch aus Verzierungsgründen genutzt wurde. Seinen Ursprung hat der Fries in der Antike, wo er zum Beispiel die Bögen von römischen Tempeln schmückte. In der Renaissance gewann er wieder an Beliebtheit und wurde ein wichtiger Teil der Architektur. Häufig ist der Fries verziert, entweder mit Ornamenten wie Beispielsweise Blumen oder auch Figuren, die zu historischen, religiösen oder mythologischen Szenen gehören.

Hannibal_Scipio_Fries

Wer waren Hannibal und Scipio?

Hannibal Barkas von Karthago (ca. 247 v. Chr. -183 v. Chr.) und Publius Cornelius Scipio Africanus (235 v. Chr.- 183 v. Chr.) [HT1] waren zwei der Hauptakteure im zweiten punischen Krieg (die Römer nennen die Karthager Punier). Hannibal wurde 221 v. Chr. Oberbefehlshaber des punischen Heeres und zog gegen einige Stämme der iberischen Halbinsel in den Krieg. Er eroberte die Stadt Saguntum, die ein Bündnis mit den Römern geschlossen hatte, sowie andere Teile Südspaniens. Dort wird auch die Stadt Karthago Nova (Neukarthago) gegründet. Daraufhin forderten die Römer Hannibal auf, sich zurückzuziehen, und als er sich weigerte, eskalierte die Situation, was zum zweiten punischen Krieg führte.

Auch davor war das Verhältnis zwischen Karthago und Rom angespannt. Im ersten punischen Krieg (264 –241 v.Chr.) sorgte die immer größer werdende Macht Roms für Unmut in Karthago, welches bis dahin die größte Macht im Mittelmeerraum war. Als die römische Armee dann versucht, das von den Karthagern besetzte Sizilien zu erobern, kommt es zum Krieg. Karthago verliert und muss hohe Strafen an Rom zahlen.

Hannibal beschloss, dass er, anstatt auf eine Invasion durch die Römer zu warten, lieber selbst nach Italien marschiert, um Rom zu besiegen. Mit einem riesigen Heer – inklusive 37 Kriegselefanten – machte er sich auf den Weg über die Alpen bis nach Italien. Trotz der harten Bedingungen schaffen sie es und im August 216 v. Chr. treffen die römischen und punischen Heere aufeinander. Dort besiegen die Karthager die Römer, doch trotz seines Sieges weigert sich Hannibal bis nach Rom zu marschieren, um die Stadt einzunehmen. Warum genau weiß man nicht. Die Römer greifen nun karthagische Gebiete immer wieder an, während Hannibal weiterhin in Italien ist. Als sie 204 v. Chr. nach Afrika segeln, soll Hannibal seine Heimat verteidigen, doch in der Schlacht bei Zama (202 v.Chr.) siegt Rom, wodurch der zweite punische Krieg endet.

In Zama kämpfte Hannibals Heer gegen das von Scipio angeführte Heer, der ein römischer Feldherr war. Hannibal setzte auch bei dieser Schlacht seine Elefanten ein, doch die überlegende Taktik der Römer führte zur Niederlage Hannibals.

Welche antiken Einflüsse gab es in der Renaissance?

Die Renaissance lässt sich als Wiedergeburt der Antike verstehen, besonders auffällig ist das in Bereichen wie Kunst, Architektur und Geisteswissenschaften. Die Menschen beschäftigten sich wieder mit Themen, die lange Zeit in Vergessenheit geraten schienen. So kamen Teile des antiken Lebens zurück in den Alltag, was erklärt warum es ein mit dem Auslieferungsjahr 1569 datierte Wandfries auf Schloss Horst in Gelsenkirchen gab – es war eine Art Trend.

 Kunst und Architektur hatten in der Renaissance die gleiche Wichtigkeit, was dazu führte, dass der Adel sich durch den Besitz von kunstvollen Bauten und generellen Kunstwerken von den anderen gesellschaftlichen Schichten abzuheben versuchte.

Welche Architekturmerkmale sind für die Renaissance typisch?

Die Renaissance lässt sich in drei Phasen unterteilen. In der Frührenaissance ab 1400 [HT1] fingen die Menschen an, alte Ideen wieder aufzunehmen, und ließen sich von den Errungenschaften der Antike zu inspirieren. Während der Hochrenaissance ab ca. 1500 erlebte die Antike und der Klassizismus den Höhepunkt ihrer Wiedergeburt. In der Spätrenaissance ab ca. 1530 wurde die Architektur immer dekorativer und verzierter.

Der Architekt und Künstler Filippo Brunelleschi (1377 - 1446) wird häufig als Vater der Renaissance-Architektur bezeichnet. Sein Stil ist besonders gut an geometrischen Proportionen und allgemeiner Harmonie zu erkennen.

Sebastiano Serlio (1475-1554), der ebenfalls ein Architekt und Maler war, legte in seinem Werk „Sieben Bücher über Architektur“ die fünf klassischen Ordnungen fest. Diese sind Toskanisch, Dorisch, Ionisch, Korinthisch und Komposit und wurden von Architekten immer wieder verwendet und teilweise vermischt.

Typische Merkmale an Gebäuden aus der Renaissance sind sehr genau berechnete Verhältnisse von Höhe, Breite und Symmetrie. Außerdem wurden Säulen, Giebel, Bögen und Kuppel immer wieder kunstvoll eingesetzt. Dabei wurde immer sehr darauf geachtet, dass alle Aspekte des Gebäudes miteinander harmonieren.

 

Außenaufnahme von Schloss Horst

Wie äußern sich die Einflüsse der Renaissance in Deutschland speziell auf Schloss Horst?

Die Renaissance in Deutschland war extrem geprägt durch die Reformation und den Humanismus. Doch auch aus Italien, einem Land, das mit Städten wie Florenz sehr deutlich die Auswirkungen der Renaissance zeigt, gab es Einflüsse. Durch Männer wie Albrecht Dürrer und Johannes Reuchlin kamen viele in Italien entstandene Ideen nach Deutschland und wurden in Kunst, Literatur, Philosophie und Architektur aufgenommen.

Schloss Horst ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Stileinflüsse aus verschiedenen Ländern vermischt haben. Unteranderem ist auf der Rückseite des Gebäudes deutlich der italienische Einfluss mit seinen Bogennischen und kunstvollen Fenstern zu erkennen. Während des Baus von Schloss Horst verbreitete sich in der Region rund um die Lippe die sogenannte Lipperenaissance und heute ist das Schloss als einer ihrer wichtigsten Vertreter bekannt.

Praktikantin Nele Ebert


Literaturverzeichnis

 -04_Renaissance_in_Deutschland.pdf  (zuletzt geöffnet 03.11.2025)

-Punic Wars | Research Starters | EBSCO Research Artikel von McCall, Jeremiah B. veröffentlicht 2022 (zuletzt geöffnet 03.11.2025)

-Punic Wars - World History Encyclopedia Artikel von Joshua J. Mark, veröffentlicht 18 April 2018 (zuletzt geöffnet 03.11.2025)

-Renaissance Architecture - World History Encyclopedia Artikel von Mark Cartwright, veröffentlicht 23 November 2020 (zuletzt geöffnet 03.11.2025)

-fbw_21_2006.pdf Frühe Burgen in Westfalen Heft 21 / Haus Horst im Emscherbruch, Stadt Gelsenkirchen von Hans-Werner Peine und Cornelia Kneppe  2006 S.8-9 (zuletzt geöffnet 03.11.2025)

Bildverzeichnis

Abb.1 Nele Ebert 2025 LWL-Museum für Archäologie und Kultur Herne – eigene Aufnahme

Abb.2 Reinhard Kirchner 2007 Bamberger Dom – ein romanischer Fries

Abb.3 Schüttemeyer, Greta 2018 Gelsenkirchen Horst © LWL-Medienzentrum für Westfalen