Höhlenlöwe - gejagt oder gefürchtet?

21.02.2025 Praktikant:in

Rekonstruktion eines Höhlenlöwen, Foto: DHM Iserlohn/Olaf Neumann

Der Höhlenlöwe, auch Panthera leo spelaea genannt, gehört zur Familie der Katzen, hatte eine Schulterhöhe von ungefähr 1,5 m, wog etwa 140 bis 400 kg und wurde ca. 3,4 Meter lang. Damit war er größer als der heute in Afrika und Asien lebende Löwe.

Skelett eines Höhlenlöwen, Foto: Tommy from Arad - PantheraUploaded by FunkMonk, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24117616

Vorkommen/Lebensraum

Löwen gab es mal in Deutschland? Ja und das ist gar nicht so lange her, sie lebten nämlich von vor 300.000 Jahren bis vor 11.500 Jahren im heutigen Westfalen. Jedoch sind ältere Funde in Italien von vor 600.000 Jahren bekannt. Wenn man logisch denkt, sollte man vermuten, dass der Höhlenlöwe in Höhlen gelebt hat. Das stimmt aber nicht: Er lebte in den weiten Steppen von Nord und Mitteleuropa bis nach Nordostrussland und dann in Kanada und Beringia (Verbindung zwischen Alaska und Sibirien in der Eiszeit). Sie haben den Namen vermutlich nur bekommen, weil ihre Fossilien meistens in Höhlen gefunden werden. Warum denn das, wenn sie dort nicht lebten? Man vermutet, weil sie z.B. von Höhlenhyänen oder Menschen/Neandertalern in Höhlen gebracht wurden, um sie dort ungestört essen und verarbeiten zu können.

Verbreitung des Höhlenlöwen (orange), Foto: By Ross Barnett, Marie Lisandra Zepeda Mendoza, André Elias Rodrigues Soares, Simon Y W Ho, Grant Zazula, Nobuyuki Yamaguchi, Beth Shapiro, Irina V Kirillova, Greger Larson, M Thomas P Gilbert - Barnett, R. et al., (2016). Mitogenomics of the Extinct Cave Lion, Panthera spelaea (Goldfuss, 1810), Resolve its Position within the Panthera Cats. Open Quaternary. 2, p.4. DOI: http://doi.org/10.5334/oq.24, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54590813

Verhältnis zwischen Mensch und Höhlenlöwe

Was? Also haben Neandertaler Jagd auf Höhlenlöwen gemacht? Ja, höchstwahrscheinlich, denn ein Fund in Siegsdorf (Oberbayern) weist auf einem Oberschenkelknochen eines Höhlenlöwen Einschnitte an der Kniekehle auf. Warum? Es gab ja deutlich einfachere Beute zu jagen. Zum einen, weil das Fell der Höhlenlöwen gut gegen Kälte half, und zum anderen war es wie heute ein Statussymbol. Denn wir sehen noch heute auf Wappen oder Logos Löwen, um Macht und eine gewisse Stärke darzustellen, vermutet Klaus Taschwer von Der Standard. Denn wer so ein mächtiges Tier erlegte, musste wohl auch ein mächtiger Krieger sein. Lutz Kindler schreibt, dass moderne Menschen und Neandertaler keinesfalls die Konfrontation mit dem Höhlenlöwen scheuten und sie wahrscheinlich sogar aus Höhlen erfolgreich hinausjagten, wenn ihre Menschen dort kurze Rast halten wollten.

Nahrung

Der Höhlenlöwe wird bei der Nahrungssuche nicht wählerisch gewesen sein. Er wird wahrscheinlich alle Arten von Huftieren gegessen haben und versuchte sich manchmal vielleicht sogar an einem Mammut.

Entwicklung/Abstammung

Wenn der Höhlenlöwe so große Beute erlegen konnte, war er bestimmt das gefährlichste Raubtier seiner Zeit. Das liegt in der Familie, denn der Vorfahre des Höhlenlöwen war mindestens genauso gefährlich. Der Mosbacher Löwe, benannt nach dem Fundort „Mosbach“ im Kreis Wiesbaden, war sogar noch 20 cm länger mit einer Länge von ca. 3,6 m und einer Schulterhöhe um die 1,5 m. Dieser lebte im unteren und mittleren Pleistozän (das letzte Eiszeitalter von vor 1,8 Millionen Jahren bis vor 10.000 Jahren) in Süd und Mitteleuropa, weitere Fundorte sind derzeit nicht bekannt. Der Mosbacher Löwe entwickelte sich, wie Analysen von Paläogenetikern ergaben, in zwei verschiedene Unterarten: einmal der in Europa vorkommende größere Höhlenlöwe und der in Beringia lebende wesentlich kleinere Höhlenlöwe.

Größe des Mosbacher Löwen(Rot) im Vergleich zum Menschen und Höhlenlöwen(Orange), Foto: Hemiauchenia - Own work, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=156977692

Aussterben

Wenn der Höhlenlöwe so weit verbreitet war, warum ist er dann ausgestorben? Dies liegt vermutlich an der schnellen Veränderung des Klimas am Ende des Pleistozän. Es wird aber auch vermutet, dass der Mensch zum Aussterben des Höhlenlöwen beigetragen hat, denn wie vorhin gesagt, war er ein beliebtes Ziel von Jägern.

Höhlenmalerei von Höhlenlöwen aus Frankreich, Foto: HTO - Self-photographed, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9667279

Verwandtschaft mit den heutigen Löwen

Inwiefern sind die heutigen Löwen mit Höhlenlöwen verwandt? Eine Genforschung zeigt, dass die Evolutionsgruppe der heutigen Löwen und der Höhlenlöwen bereits vor 1,8 Millionen Jahren voneinander abzweigte. Auch vom Aussehen her unterscheiden sich Höhlenlöwen von Afrikanischen oder Asiatischen Löwen, wie Höhlenmalereien aus dem heutigen Frankreich bestätigen, dort werden sie nämlich alle ohne Mähne dargestellt. Zwei im Permafrost, in Sibirien, gefundene Höhenlöwenbabys zeigen, dass ihr Fell wesentlich dunkler war, zu dem gibt es auch keine Beweise dafür, dass Höhlenlöwen gefleckt waren, obwohl sie auf vielen modernen Bildern mit solchen dargestellt werden.

Bild des gut erhaltenen Höhlenlöwenbabys und des dazugehörigen Skeletts, Foto: By Boeskorov, G.G.; Plotnikov, V.V.; Protopopov, A.V.; Baryshnikov, G.F.; Fosse, P.; Dalén, L.; Stanton, D.W.G.; Pavlov, I.S.; Suzuki, N.; Tikhonov, A.N. - "The preliminary analysis of Cave Lion cubs Panthera spelaea (Goldfuss, 1810) from the permafrost of Siberia". Quaternary. 4 (3): 24. doi:10.3390/quat4030024, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=122448460

Ähneln sich Löwen und Höhlenlöwen dafür im Sozialverhalten? Fossile Knochen aus Hessenaue bei Darmstadt belegen dies vermutlich, denn die dort gefundenen Knochen eines Höhlenlöwen weisen eine schwere Entzündung im Knochenmark auf. Dies lässt vermuten, dass Höhlenlöwen wie die heutigen Löwen in Gruppen lebten, denn diese Entzündung war so stark, dass er sich nicht alleine hätte versorgen können. Seine Gruppe muss ihn also geduldet und ihm sogar etwas von ihrer Beute abgegeben haben, damit er diese Entzündung überleben konnte. Jedoch werden nicht allzu oft verschiedene Höhlenlöwenfossilien beieinander gefunden, was darauf hindeutet, dass erlegte Tiere von ihren Gruppen entfernt und dann verarbeitet wurden.

Dauerausstellung

Bei uns in der Ausstellung sind Schienbein, Schädelfragment, Schädel, Rollbeine, Zehenknochen, Hand-Fußwurzelknochen und Eckzahn Fossilien zu sehen.

Tristan Stegmann, Praktikant


Literatur:

Jens Voss, National Geographic – Könige der Eiszeit: Als Höhlenlöwen durch Deutschland streiften

Klaus Taschwer, Der Standard – Schon Neandertaler machten Jagd auf die riesigen Höhlenlöwen

Medienwerkstatt Mühlacker – Höhlenlöwen

Lonetal – urtiere_hoehlenloewe

Universität Tübingen – Ältester Nachweis von Höhlenlöwen in Südeuropa

Michael Baales, Hans-Otto Pollmann und Bernhard Stapel, Westfalen in der Alt und Mittelsteinzeit. LWL

Wilfried Rosendahl, Robert Darga und Doris Höppis, EisZeitReise Deutschland. Nünnerich-Asmus Verlag.

Paul Siegfried, Fossilien Westfalens „Eiszeitliche Säugetiere“. Münstersche Forschungen zur Geologie und Paläontologie

Wighart von Koenigswald, Lebendige Eiszeit. Klima und Tiere im Wandel. Primus Verlag