Besonders interessant ist der Fund einer Trippe, eines mittelalterlichen Schuhs, der über die feinen Schuhe gezogen wurde, um nicht in dem Morast und den Exkrementen auf den Straßen zu versinken. Noch heute berichten Archäologen von einem teils unangenehmen Geruch bei Ausgrabungen. Wie muss es dann erst in den Städten gestunken haben? Doch zum Glück sind Archäologen und Historiker keine Dokumentare einer Geruchsgeschichte und auch in der Ausstellung wird, trotz vieler Besuchervorschläge und Anregungen, auf Duftmarken verzichtet. Die dargestellte Sachkultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit ist jedoch nur ein Teil der Erkenntnisse aus Kloakeninhalten. Weitere wissenschaftliche Disziplinen, wie die Archäobotanik und Archäozoologie können aus dem Vollen schöpfen. Spannend sind auch die Aufschlüsse über das damalige menschliche Essverhalten. Selbst Gewürze können heute, einige Jahrhunderte später, noch festgestellt werden.
Wer mehr über die archäologischen Funde aus Höxter erfahren möchte, dem empfehle ich den Beitrag von Andreas König in der aktuellen Begleitpublikation zur Sonderausstellung des LWL-Freilichtmuseum Detmold „Orte der Erleichterung. Zur Geschichte von Abort und Wasserklosett“.
Zum Schluss erzähle ich Ihnen noch kurz eine Anekdote, die Sie ebenfalls in der Ausstellung finden können. Sie stammt aus der Frankfurter Peterschronik von 1184. Demnach sei König Heinrich, der spätere Kaiser Heinrich VI., am 26. Juli 1184 mit zahlreich
erschienenen Fürsten und Herren in einem Saal der erzbischöflichen Burg zu Erfurt versammelt gewesen. Unter der Last der Landeshäupter seien die schwachen und angefaulten Balken des Sitzungssaales zusammengebrochen und das Schicksal wollte es, dass sich unter diesem Saal eine seit vielen Jahren nicht mehr geleerte Kloake befand. In ihr fanden angeblich drei Fürsten, fünf Grafen, viele Edle und mehr als hundert Ritter einen jämmerlichen Tod, während sich Heinrich gerade noch durch einen Sprung durchs Fenster retten konnte.
Weitere Geschichten können Sie noch bis zum 30. Oktober in der Sonderausstellung „Scheiße sagt man nicht!“ im Paderborner Dorf und an einigen Geländestationen im LWL-Freilichtmuseum Detmold entdecken.
Janina Raub