Tatort Forscherlabor

23.03.2011

DENDROCHRONOLOGIE – DIE HÖLZERNE FESTPLATTE

Mit der Baumringdatierung, der so genannten dendrochronologischen Methode, bestimmen Biologen das Alter von Hölzern. Bäume bilden unter ihrer Rinde in jedem Jahr eine neue Schicht Holz, den Jahrring. Bäume gleicher Art in derselben Gegend produzieren ähnlich breite Jahrringe. Wie dick ein Ring wird, hängt vom jeweiligen Klima und vom Standort ab. Biologen messen die Dicke der Ringe und stellen die Schwankungen als Kurve dar. Indem sie Kurven vergleichen und Abschnitte mit gleichem Muster übereinander legen, erstellen sie für jede Baumart einen Jahrringkalender. Wird auf einer Ausgrabung Holz gefunden und stimmt dessen Jahrringkurve mit einem Abschnitt aus dem Jahrringkalender überein, können sie das Alter des Fundes bestimmen. Ist auch die Rinde erhalten, wissen sie sogar das genaue Jahr, in dem der Baum gefällt wurde.

Bei Ausgrabungen finden Archäologen manchmal Holz, häufig kleine Stücke...

... manchmal aber auch ganze Baumstämme.

Der Dendrochronologe schneidet die Probe zurecht ...

... reinigt und präpariert sie.

Er bestimmt die Holzart ..

... und misst die Breite der Jahrringe.

Ein Computerprogramm errechnet aus den Messwerten eine Kurve und vergleicht sie mit dem Jahrringkalender.

Der Dendrochronologe überprüft die Ergebnisse am Leuchttisch und entscheidet endgültig über das Alter des Fundes.

DER BRUNNEN VON ANREPPEN

Im Römerlager Anreppen haben Archäologen einen Kastenbrunnen aus bearbeiteten Eichenstämmen gefunden. Wissenschaftlerinnen untersuchten mehrere Hölzer davon. Das Ergebnis ist eindeutig: Alle Bäume sind im Jahr 5 n. Chr. gefällt worden. Da die Hölzer alle gleich alt sind und die Römer das Holz frisch verwendeten, wurde der Brunnen wahrscheinlich in diesem Jahr gebaut. Dieses Ergebnis ist auch für Historiker wichtig: Der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus berichtet, dass Tiberius, der spätere römische Kaiser, im Frühjahr des Jahres 5 n. Chr. an der Lippequelle ein Lager errichtete. Eben dieses Lager wurde von Archäologen in Anreppen entdeckt.

Brett des römischen Kastenbrunnens (Delbrück-Anreppen, 5 n. Chr.)

Jahrringkurve des Holzes aus Anreppen über einer Jahrringkurve von 110 v.Chr. bis 5 n. Chr.

Fall Warburg

OHNE HOLZ KEIN DATUM

Neben den aus Stein gebauten Gräbern entdeckten Archäologen in Warburg auch Spuren eines Baus aus Holz. Von den Balken waren aber nur noch Verfärbungen im Boden erhalten – das Holz selbst war verrottet. Eine dendrochronologische Untersuchung war daher nicht möglich.

Bei der Ausgrabung legten die Archäologen die Reste des Holzbaus und seiner Steinverkleidung frei.

Rekonstruktion des Holzkammergrabs

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