Vom Entwässerungskanal in die Museumsvitrine – Die Goldene Kegelfibel aus Minden

09.09.2024 Praktikant:in

Kopie der Kegelfibel, ausgestellt im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Foto: LWL-MAK/ Hanna Soltys

Wie schon die Praktikanten vor mir sollte ich eine Blogeintrag  über mein Lieblingsausstellungstück schreiben. Nun ja, das ist leichter gesagt als getan, ich habe fast eine ganze Woche gebraucht, um mich zu entscheiden, welches Ausstellungsstücke ich nehmen möchte, weil es so viele interessante Stücke gibt. Als ich dann eines Tages wieder durch die Dauerausstellung gelaufen bin, ist mein Blick an einer kleinen Vitrine, eingelassen in der Wand, hängengeblieben. Darin liegt die sogenannte goldene Kegelfibel aus Minden. Leider nicht das Original, sondern eine Kopie, aber das ändert nichts an ihrer Schönheit.

Fundzustand der Fibel / Abbildung: Westermann – Angerhausen, Hiltrud, Die Mindener Gold-Fibel, aus Westfalen Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Band 61 von (1983/I) S.101 Abb. 85

Beschreibung des Aussehens

Die Kegelfibel hat einen Durchmesser von 3,1 cm und ist 1,7 cm hoch. Sie besteht aus fünf hauchdünnen, von gewundenem Filigrandraht gesäumten Blechstreifen aus Gold, welche in Reihen zu einem Kegel geformt wurden. Auf den goldenen Blechstreifen sind kleine Ösen eingefasst, welche dazu dienten, auf Draht aufgefädelte Perlen an Ort und Stelle zu halten. Leider sind die Perlen im Laufe der Jahrhunderte abgegangen und sind seitdem verschollen.

Unterseite der Kegelfibel nach der Rekonstruktion / Abbildung: Westermann – Angerhausen, Hiltrud, Die Mindener Gold-Fibel, aus Westfalen Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Band 61 von (1983/I) S.101 Abb. 86

Als Verbindung zwischen den Blechstreifen sind kleine Goldkugeln eingelötet worden, welche so geschickt angebracht wurden, dass sie zu schweben scheinen. All dies ist auf einem flachen, kreisrunden Goldstreifen befestigt, der ebenfalls von gewundenem Draht geschmückt ist. Auf der Unterseite dieses Goldstreifens sind die Nadelrast und der Nadelhalter angebracht. Beide wurden aus gerillten Goldblechstreifen zurechtgebogen. Ganz oben drauf, als Spitze sozusagen, ist ein Saphir eingelassen.

Fundort der Fibel in Minden / Abbildung: Westermann – Angerhausen, Hiltrud, Die Ausgrabungen an der Bäckerstraße in Minden 1973/1976, aus Westfalen Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Band 55 von (1977/3-4) S.428 Abb. 251

Die Entdeckung

Im Sommer 1977 kam in Minden in der Bäckerstraße bei einer Grabung eine kleine goldene Fibel zum Vorschein. Sie wurde in einem Entwässerungskanal entdeckt. Die Fibel war ziemlich zerdrückt und schmutzig. Sie wurde nach Mainz in die Werkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseum gebracht, wo sie aufwendig repariert und restauriert wurde. Im Zuge dessen wurde die Fibel auf die 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts geschätzt. Durch die Jahrhunderte unter der Erde kann man heute nicht mehr hundert Prozent sagen, wann die Kegelfibel angefertigt wurde. Da aber aus dieser Zeit ähnliche Fibeln bekannt sind, ist diese Schätzung sehr realistisch.

Original Kegelfibel aus Minden / Abbildung: https://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=13130

Verloren oder Geklaut?

Da die Fibel in einem Entwässerungskanal gefunden wurde, weiß man heute leider nicht mehr, wem sie einst gehört hat. Es können nur Vermutungen angestellt werden. Man weiß jedoch, dass sich zu dieser Zeit die Kaiser Konrad II. und Heinrich IV. für kirchliche Hochfeste in Minden aufhielten. Vielleich gehörte die Kegelfibel einem Familienmitglied und sie hat die Fibel bei einer der Veranstaltungen verloren oder sie wurde ihr vielleicht sogar geklaut. Das sind jedoch alles nur Spekulationen.

Eine junge Frau mit zwei, durch eine Kette verbundenen, Fibeln / Abbildung:Wikimedia Commons

Was ist eigentlich eine Fibel?

Fibeln wurden schon ab dem 14. Jahrhundert v. Chr. verwendet. Sie dienten dazu, die Kleidung zusammenzuhalten, da es zu dieser Zeit noch keine Knöpfe, Reißverschlüsse und so weiter gab. Sie wurden jedoch auch als Verzierungen getragen, oft eine auf jeder Seite, manchmal auch mit einer Kette verbunden.

Die Kegelfibel ist wirklich ein besonderes Exemplar. Sie ist fast komplett aus Gold gefertigt worden. Durch die vielen kleinen Details und den Saphir auf der Spitze wird die Herstellung ziemlich schwierig und teuer gewesen sein. Und da zu dieser Zeit Gold ein sehr kostbares Material war, konnte sich diese schöne Fibel sicher nur ein Adeliger oder eine Adelige leisten.

Hanna Soltys (schulische Praktikantin) 


LIteraturverzeichnis

Westermann-Angerhausen, Hiltrud, Die Mindener Gold-Fibel, aus: Westfalen Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Band 61 von (1983/I) 100-106.

Westermann-Angerhausen, Hiltrud, Die Ausgrabungen an der Bäckerstraße in Minden 1973/1976, aus: Westfalen Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Band 55 von (1977/3-4) S.427-449.