Gäste genießen traditionsgemäß in vielen Kulturen der Weltgeschichte einen besonderen Schutz, aber nicht immer halten sich Gastgeber:innen daran. So erhofften sich Teilnehmende eines mittelalterlichen Gastmahls durch besondere Objekte Schutz vor giftigen Substanzen. Dr. Matthias Bensch, Kurator der neuen Sonderausstellung: "Bis ins 17. Jahrhundert glaubten Menschen, dass z. B. Drachenzungen, Einhörner oder Bezoare - das sind Magensteine, also Verklumpungen z.B. aus verdautem Tierfell - durch Kontakt mit Giften oder auch nur die Nähe zu Giften diese offenlegen, indem sie ihre Farbe ändern oder Feuchtigkeit absondern."
Der Natternbaum, eines der skurrilsten Exponate der Sonderausstellung "Mahlzeit!" im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), stammt aus dem Besitz des Kurfürsten August von Sachsen (1526-1586) und hatte ebendiese Funktion. Bensch: "Auf einer Tafel sollten Natternbäume Gifte anzeigen. An Ästen unseres Ausstellungstückes hängen vermeintliche Natternzungen, die eigentlich Zahn-Fossilien von Haien sind. Hinter der Marienfigur, die auf dem Baum sitzt, befindet sich ein besonders großer Zahn, wahrscheinlich eines Megalodons, einer vor Millionen Jahren ausgestorbenen Hai-Art."