Historisches Gemäuer und viel Atmosphäre

09.09.2016

Ottonisch-salische Pfalz (Foto: C. Pluschke).

Das „Museum in der Kaiserpfalz“

Katharina Wochnik ist wissenschaftliche Volontärin im Museum in der Kaiserpfalz. Wir haben sie bei unserem Grabungspraktikum bei der Paderborner Stadtarchäologie besucht. Nun stellt sie bei uns ihren Arbeitsplatz vor.

Wie alles begann in Paderborn…

Am Anfang war die Archäologie! Obwohl, nicht ganz. Das Gelände nördlich des Paderborner Doms wird im 2. Weltkrieg stark zerstört. Als es in den 1960er-Jahren wieder bebaut werden soll, stößt man auf zahlreiche Fundamente. Durch den Archäologen Wilhelm Winkelmann werden die zwei Pfalzkomplexe, die karolingische Pfalz von 776/777 und  die ottonisch-salische Pfalz des frühen 11. Jahrhunderts, ergraben. Der Beweis ist erbracht: Paderborn war im Mittelalter Standort einer bedeutenden Kaiser- und Königspfalz. Hier wohnte also der König mit seinem Gefolge, hielt Hoftag und Gericht, stellte Urkunden aus und aß Unmengen Fleisch!

Die karolingische Abteilung (Foto: C. Pluschke).

Ein Museum im Schatten des Domes

Schnell entschließt man sich, die Pfalz des 11. Jahrhunderts  wieder aufzubauen und, in einer Kooperation zwischen dem LWL und dem Paderborner Metropolitankapitel, ein Museum einzurichten. Neben der Pfalz und dem historischen Gelände drum herum als wertvollstem Ausstellungsstück, wird in der Dauerausstellung westfälische Archäologie vom 6. bis zum 12. Jahrhundert gezeigt, von der Pfalz Karls des Großen zur mittelalterlichen Stadt. Besucher und Besucherinnen können sächsische Grabbeigaben bestaunen, mit dem König und seinem Gefolge reisen und karolingische Funde entdecken. Es geht um Westfalen als Schmelztiegel verschiedener Kulturströme, die Sachsenkriege und die Paderborner Pfalz als ein Zentrum der Missionierung und Christianisierung Westfalens. Die Stadtarchäologie als wichtiger Auftrag des Museums kommt in der Ausstellung ebenfalls nicht zu kurz. Die archäologischen Funde spiegeln das Alltagleben der Menschen vergangener Jahrhunderte wider. Auch der Quellkeller unter der Kaiserpfalz ist ein besonderes Erlebnis und hat schon viele Besucher und Besucherinnen in die Tiefen (zu den Wasserdrachen?) gelockt.  

Der Quellkeller im Museum in der Kaiserpfalz (Foto: K. Burgemeister).

Das Museum in der Kaiserpfalz besteht nicht nur aus Exponaten und den Mauern, die sie umgeben. Es besteht auch, wie ich täglich erlebe, aus den Menschen, innerhalb und außerhalb. Sie werden mal mehr, mal weniger öffentlich wahrgenommen oder kommen als Besucher und Besucherin zu uns. Es sind viele tolle Menschen, die im Hintergrund tätig sind und sich mit Begeisterung für das Museum und die Stadtarchäologie einsetzen. Das Museum in der Kaiserpfalz sind die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die projektbezogen befristet angestellt werden und für viele wunderbare Sonderausstellungen verantwortlich sind. Es sind die Aufsichten und Mitarbeiterinnen an der Kasse, die auch an sonnigen Wochenenden und Feiertagen die Stellung halten. Es sind die Museumspädagoginnen und freien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihr Bestes geben, um Geschichte(n) und Archäologie zu vermitteln. Es ist Angelika Mateja und ihr „Büro der spektakulär-spontanen Wunscherfüllung“.

Spielen wie im Mittelalter (Foto: S. Nolte).

Es besteht aus dem kleinen Fritz und dem kleinen Theo, die uns treu sind und bei jeder Ferienaktion mitmachen. Aus Kindergeburtstagen und mittelalterlichen Spielen. Aus den archäologie-begeisterten Paderbornern, die sich keine öffentliche Führung zu den neuesten Ausgrabungen entgehen lassen. Aus verliebten Pärchen, die sich zum Picknick auf den mittelalterlichen Mauern rund um die Pfalz niederlassen. Alle diese Menschen und Begegnungen machen das „Museum in der Kaiserpfalz“ aus.

Jeder, der dies kennenlernen und erleben möchte, ist bei uns herzlich willkommen!

 

Katharina Wochnik