Der Bernsteinhort aus Kattenvenne – Ein bronzener Schatz aus der Eisenzeit

10.02.2025 Praktikant:in

Bernsteinperle, Abbildung von: LWL-Museum für Archäologie Herne/ C. Moors

Beschreibung

Der Bernsteinhort besteht aus vier Bronzehalsringen und neun Bernsteinperlen. Die Ringe haben alle eine rostige und braune Farbe während die Perlen eher dunkelrot mit gelben Einschlüssen sind. Besonders an diesen Ringen ist, dass sie in einem Moor abgelegt wurden und sich deshalb nicht so stark verfärbt haben wie andere Stücke aus Bronze. Der größte Ring ist 378g schwer und hat einen 22cm großen Durchmesser. Die Enden wurden als Verschluss zu Haken gebogen. Die größte Perle, die in der Mitte des ersten Ringes sitzt, hat einen 6,6cm und die kleineren einen 3-4cm Durchmesser. Der Bernsteinhort datiert ins 6. Jahrhundert v. Chr., also in die Eisenzeit. Halsringe wie diese sind bekannt aus dem Gebiet der Hunsrück-Eifel-Kultur, einer Kulturgruppe aus der Eisenzeit in der Mittelrheinregion, und aus Frauengräbern in Franken

Bernsteinperle, Abbildung von: LWL-Museum für Archäologie Herne C. Moors

Fundstelle

Der Bernstein und die Ringe wurde von einem Bauern im Januar 1949 in dem Ortsteil Kattenvenne bei Lienen entdeckt. Die Bernsteine stammen aus der Nord- und Ostsee und die Form der Ringe war in der Hunsrück-Eifel-Kultur verbreitet. Wegen alten Karten und Beobachtungen an der Fundstelle wird vermutet, dass der Bernsteinhort im moorigen Gelände zwischen Dünen vergraben wurde. Unklar ist, ob es sich um eine Opfergabe, zum Beispiel im Rahmen eines Fruchtbarkeitskultes, handelt, ob es der Schmuck einer Frau war oder ob ein Händler seine Ware verstecken wollte, um sie später zu bergen.

Warum der Bernsteinhort?

Als ich den Bernsteinhort zum ersten Mal gesehen habe, fand ich ihn sofort faszinierend und wollte mehr über ihn erfahren. Obwohl er im Boden eingelassen und schnell zu übersehen war, ist er mir sofort ins Auge gefallen. Ich selbst trage gerne Schmuck und habe augenblicklich verstanden, warum jemand diesen schönen Schmuck besaß. Wahrscheinlich würde ich ihn heute noch tragen, wenn ich könnte. Aber das ist nicht der einzige Grund warum ich dieses Stück gewählt habe. Der Bernsteinhort ist nämlich der einzige mit einem Halsring mit Bernstein aus Westfalen.

Unsere Art mit Schmuck zu kommunizieren

Wir alle haben wahrscheinlich schon einmal Schmuck getragen, ob Ohrringe, Uhren oder Ketten, kein Outfit ist vollkommen ohne ein Accessoire. Es ist faszinierend, dass wir als Menschen uns schon seit Tausenden von Jahren schmücken wollen und wie unterschiedlich Schmuck überall auf der Welt ist. Schon vor 85.000 Jahren nutzen Menschen Schmuck als eine Art der Kommunikation. Es entfalten sich Möglichkeiten von Individualität, Zugehörigkeit und Abgrenzung. Man kann sich in Gruppen finden und von anderen Gruppen unterscheiden. Schmuck kann verschiedene Bedeutung haben und immer wieder neu interpretiert werden. Aber das Grundmotiv von Schmuck ist die Beziehung der Menschen zu regeln und mit dem Übernatürlichem zu verbinden. Zudem wird Schmuck als Symbol der Macht und des Status genutzt. Wir gebrauchen Schmuck auch, um unsere individuellen Merkmale zu unterstreichen. Schmuck ist nicht nur fürs Äußerliche, sondern spielte eine große Rolle in Trauer, Gedenken, Freundschaft und Liebe. Oft gab es Schmuck mit Haaren des Verstorbenen, da dies die Verkörperung des Toten darstellen und an ihn erinnern sollte. Am Ende des 19. Jahrhunderts spielten Trauerriten, z.B. der Abschied eines Verstorbenen am offenen Sarg und Schmuck zum Erinnern eines Verstorbenen, gesellschaftlich eine immer geringere Rolle und deshalb wurde er immer weniger genutzt. Im später 18. und frühen 19. Jahrhundert blühte Freundschaftsschmuck mit Ringen, Anhängern und Broschen über Freundschaft und Liebe auf. Heute noch finden wir neue Wege uns auszudrücken und zu schmücken. Wir haben nie den Drang uns zu schmücken verloren.

 

Fiona Janssen (Praktikantin)


Literatur

Literatur:

Ch. Grünewald, Tracht oder Opfer? Der Hortfund von Kattenvenne. In: Jürgen Gaffrey, Eva Cichy, Manuel Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit (Münster 2015) 181. 

T. Capelle, Ringdepot. In: Josef Mühlenbrock und Michael M. Rind (Hrsg.), Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen (Herne 2012) 27. 

H. Aschemeyer, Ein Hortfund der älteren Eisenzeit aus Lienen, Kr. Tecklenburg. Germania 37, 1959, 277-278.

K. Wilhelmi, Zu den Bronzeringen und Bernsteinperlen im Depot von Lienen-Kattenvenne, Kreis Steinfurt. Archäologisches Korrespondenzblatt 9.3, 1979, 303-311. 

T. Capelle, Ringdepot. In: Josef Mühlenbrock und Michael M. Rind (Hrsg.), Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen (Herne 2012) 27