Der Töpferofen aus Haltern

07.04.2025 Praktikant:in

In der Vitrine zu den Töpferöfen aus Haltern gibt es zwar keinen Töpferofen, doch in vielerlei Hinsicht geht es hier um Töpfern mit einem kleinen Beigeschmack einer spannenden und mysteriösen Hintergrundgeschichte. Das ist mit einer der Gründe, warum mir dieses Stück im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne am meisten gefällt. Der Aufbau in der Vitrine zieht einen sprichwörtlich an, denn die zerquetschten, verformten Skelette und die Töpferei daneben macht mich neugierig, was es damit auf sich hat. Also habe ich ein bisschen rum geschnuppert und alles erfahren können.

Die Drohnenaufnahme zeigt die Grabungsfläche. Die Kreise markieren die Pfostengruben der Holz-Erde-Mauer, der Pfeil die Fundstelle der Schuhnägel. (Foto: LWL/T. Ciesler)

Ausgrabung/Fundort

1990 fand man bei dem Bau des Parktplatzes vor dem Römermuseum in Haltern eine Töpferanlage, diese war mehr als 2000 Jahre alt. Die Ausgrabung hatte ungefähr eine Fläche von 2200 Quadratmetern. Insgesamt wurden 10 erkennbare Töpferöfen entdeckt.

"Töpferofen", LWL-Römermuseum Haltern am See, Quelle: https://eduwestfalen.lwl.org/lernressource/toepferofen/

Der siebte Töpferofen konnte sorgfälltig entfernt und anschließend in das Römermuseum in Haltern gebracht werden.

Die Schädelkalotte und die Reste des Kiefers des ebenfalls im Töpferofen gefundenen Hundes. (Foto: LWL/Andreas Weisgerber)

In dem zehnten Töpferofen fand man unter einer ungefähr 1,15 m dicken Schicht aus Sand, Lehm, Stein und Keramik ein Massengrab mit 24 menschlichen Skeletten und einem Hundekopf. Die Ausgrabung ging 3 Jahre lang, von 1990 bis 1993. Die Skelette waren sehr schlecht erhalten und von der Schicht darüber stark verformt, so konnten sie diese nur schlecht erforschen. Sie entnahmen Proben von den Zähnen und stellten fest, dass die Toten Germanen waren und soweit feststellbar männlich. Die meisten stammten aus der Region um Haltern, die anderen kamen entweder aus dem Bayerischen Wald oder Böhmen. Sie waren im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Allerdings konnte man nicht alle Skelette untersuchen, denn diese waren zu stark beschädigt, dass es Untersuchungen unmöglich machte. Außerdem konnten sie den Hundekopf keiner Rasse zuordnen, doch sein Alter war ungefähr 4 Jahre.

Töpferei

Um in die Geschichte hinter dem Massengrab zu gehen und zu wissen, warum sie in den Töpferofen gekommen sind, möchte ich euch zuerst einen kleinen Einblick über das Töpfern geben.

Das Töpfern zählt zu den ältesten Handwerksteckniken und wurde bereits in der Jungsteinzeit verwendet. Leider weiß man keinen bestimmten Herkunftsort, doch die ältesten Figuren waren 25.000 bis 29.000 Jahre alt und wurden an einem Lagerfeuer der Mammutjäger in Mähren (Tschechien) gefunden. Da Keramik nicht recyclebar ist, findet man heutzutage noch alte Keramik und Figuren. Um einen sicheren Ort für ihre Nahrung zu haben, benutzen die Menschen früher Keramik nicht nur um Figuren zu töpfern, sondern auch, um Gebrauchsobjekte, wie Töpfe, Schalen, Becher oder Besteck herzustellen. Sogar Dekorationsgegenstände wurden getöpfert. Die ersten getöpferten Sachen wurden luftgetrocknet. Die ersten schwach gebrannten getöpferten Sachen sind etwa 9000 bis 8000 Jahre alt. Zwischen 6000 und 5600 v. Chr wurde stärker gebrannt und dazu noch gemalt. Da sich das Töpfern immer mehr ausbreitete, fand man auch neue Möglichkeiten zu töpfern und bestimmte Weisen es auszuführen: Zum Beispiel in der Yangshao-Kultur in China wurde meist nur mit rotem und selten mit weißem Ton getöpfert. Auch die Griechen kannten roten und weißen Ton und töpferten damit viele verschiedene Gefäße, z.B. Kannen und Amphoren. Diese Formen nutzten auch die Römer später. Amphore sind hohe, schmale Gefäße für den Transport von Speisen und Getränken.

Modell eines Töpferofens.

Das Wort „Keramik“ kommt vom griechischen Wort „keramikos“, welches übersetzt „aus Ton gemacht“ bedeutet. Keramik besteht aus Ton oder Lehm und Wasser und wird bei einer Temperatur von ca. 1050° Celsius gebrannt. Deshalb wird meistens ein Töpferofen verwendet, der Hitze ohne Problem stand hält. Die Brennöfen kamen ungefähr im mittlerem Neolithikum dazu. Sie erreichten eine Brenntemperatur von 1000-1100° Celsius. Um die Flammen besser auszunutzen, baute man die Öfen liegend, dadurch zog die Flamme durch den Zug des Schornsteins durch den Ofen.

Der Töpferofen besteht aus einem Arbeitsraum, wo man bei dem Brand den Ofen einfeuern kann, sowie einen Feuerungskanal, er ist die Verbindung zum Feuerungsraum.

Der Feuerungsraum ist, wo es brennt, und meist ist er vor oder unter dem Brennraum.

Der Brennraum ist der Raum, in dem die Keramik steht.

Der Schornstein ist für die Ab- und Durchlüftung des Ofens. 

Was ist damals in Haltern passiert?

Damals waren die Römer noch in Westfalen. Man geht davon aus, dass die Töpferöfen zu einer Siedlung neben dem römischen Militärlager gehörten. Denn so viele Töpferein brauchte man nur für eine große Menge an Menschen. Da die Fläche früher ein römisches Hauptlager und dieses mit mehreren tausend Soldaten besetzt war, geht man davon aus, dass der Angriff der Germanen nach der Varusschlacht passierte. Denn die Römer waren sehr geschwächt und es war kurz vor dem Ende der römischen Anwesenheit in Westfalen.

Da die Germanen respektlos in den Ofen geworfen wurden, geht man davon aus, dass es Römer waren, die sie begruben. Denn die Germanen selbst würden ihre Verbündeten respektvoll beerdigen und nicht in einen Ofen schmeißen und mit Schutt abdecken. Zu dem Zeitpunkt, als sie begraben wurden, war der Töpferofen wahrscheinlich schon längst kaputt und ein riesiges Loch.

Eines der geborgenen Skelette, Quelle: wikimedia commons

Zusammenfassung

Damals vor ca. 2000 Jahren gab es eine römische Töpferei in Haltern. Germanen planten ein Angriff auf das Legionslager daneben, der aber scheiterte. Anschließend wurden sie in den bereits kaputten Töpferofen geschmissen, der nur noch ein riesiges Loch war. Darauf hin wurden sie mit Steinen, Lehm, Sand und  Keramikfragmenten überschüttet.

Die Entdeckung zeigt uns, dass sich die Römer erst später, als man dachte, aus Germanien zurückzogen.

Warum wählte ich das Stück?

Mich Interessierte, welche Geschichte dahintersteckt und warum die Skelette zerdrückt waren und die Vorstellung, dass in einem Töpferofen verdeckt von einer 1,15 m Schicht Schutt ein Massengrab gefunden wurde.

Wie wird es präsentiert?

Die Skelette und Keramik stehen in einer Vitrine. Es verleiht dem Ganzen ein schauriges Aussehen mit den gebogenen, eingedrückten Menschenschädeln. Es liegen zwar nicht alle 24 Menschen dort und auch keine Überreste eines Ofens oder der Hundeschädel, doch allein sich vorzustellen, wie es dazu kam, zieht einen an. Vor allem kennt man das Töpfern heute noch und es gibt einem ein Gefühl, wie sie früher töpferten.

 

Leonie Lukserek, Praktikantin


Literatur

Funde in Haltern untersucht, 08.05.2009, LWL / CS, https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/funde-in-haltern-untersucht-1265/

B. Rudnik, Die römischen Töpfereien von Haltern. Bodenaltertümer Westfalens 36. Mainz (2001)

Geschichte des Töpferns im Überblick, 02.10.2022 . Über Keramiken , By Frank, https://weltderkeramik.com/geschichte-topfern/

Geschichte der Keramik, https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Keramik