Der hier von mir höchst detailliert wiedergegebene Mammutknochen-Faustkeil aus Rhede (Kreis Borken, NRW), der sich heute im LWL-Museum für Archäologie befindet, ist wahrscheinlich etwa 60.000 Jahre alt, womöglich sogar viel älter. Das bedeutet also – um das mir als klassischem Archäologen noch mal klar zu machen – der Faustkeil ist vermutlich doppelt so alt wie die typischen Frauenfiguren der letzten Eiszeit.
Während ich so darüber staune, kann man sich fragen, ob sich unsere Vorfahren überhaupt für ihre Vorfahren interessiert haben. Wahrscheinlich gab es so etwas wie einen Ahnenkult, aber welche Zeiträume sich die prähistorischen Menschen vorstellen konnten, ist für uns heute nicht mehr nachzuvollziehen. Es kann genauso gut sein, dass sie Neandertaler-Hinterlassenschaften als wertlosen Müll angesehen haben – wenn sie ihn überhaupt erkannt hätten. Im Prinzip wie bei vielen Menschen heute. Inklusive mir vor ein paar Jahren. Und wie hat sich meine Sicht geändert? Richtig, indem ich ins Museum gegangen bin! Also machen Sie das auch, geneigter Leser! Am besten in Hamburg und Herne! Jetzt gleich!
Bent Jensen, Archäologisches Museum Hamburg