GrabungsCAMP: etwas, das fehlt – aber nicht mehr lange

21.05.2013

Seit ein paar Tagen ist es nun auch offiziell: Im Sommer wird auf dem Außengelände des LWL-Museums für Archäologie ein GrabungsCAMP eröffnet. Was genau ist das und wer hatte die Idee dazu? Nur zwei der Fragen, auf die es gleich eine Antwort geben wird. Projektleiter Michael Lagers, Referent für Museumspädagogik, und Birgit Michels, Projektvolontärin für das GrabungsCAMP, waren heute bereit für ein kleines Interview.

Vor gut eineinhalb Wochen haben nun die ersten Bauarbeiten zum GrabungsCAMP begonnen. Bitte erklärt unseren Lesern kurz was das GrabungsCAMP ist und was man dort machen kann?

Lagers: Das GrabungsCAMP ist eine inszenierte Grabungslandschaft, wo die Besucher, die zu uns kommen, selbst ausgraben dürfen. Das Ganze passiert zwar unter Anleitung, aber das ist auch sinnvoll: eine Ausgrabung wird ja nicht durch Laien ausgeübt, sondern von ausgebildeten Wissenschaftlern, von Archäologen. Und wir möchten so authentisch wie möglich die Ausgrabung durchführen...

Michels: Das Besondere ist eben, dass man die Chance hat, auf begrenztem Raum und in einer begrenzten Zeit an einer Ausgrabung, quer durch verschiedene Epochen der westfälischen Geschichte, teilzunehmen. Von der Steinzeit bis hin zum Hochmittelalter können bei uns Besucher besondere Fundstücke bergen und interpretieren.

Und wer hatte die Idee zu diesem Projekt?

Lagers: Das ist vielschichtig. Es gab schon immer die Idee, dass man in irgendeiner Form bei uns die Besucher ausgraben lässt. Doch die Umsetzung ist sehr schwierig, denn man muss überlegen: eine echte Ausgrabung, die findet nur einmal statt. Man kann nicht einen Ort zweimal ausgraben. Wenn einmal der Boden, der ja eine Quelle in der Archäologie ist, um z.B. zu datieren, ausgehoben ist, ist dieser durcheinander gebracht und liefert nur noch wenige Informationen. Wir wollten nun aber eine Grabungslandschaft gestalten, auf der man immer wieder die Ausgrabung in den Urzustand zurückversetzen kann, um eine Gruppe erneut graben zu lassen. Über diese Herausforderung haben wir lange nachgedacht. Zuerst gelang es uns mit einer Ausstellung (Anmerkung: gemeint ist „Achtung Ausgrabung!“, 2007), die ursprünglich in Wien im Kindermuseum ZOOM gezeigt wurde und dann anschließend vom Bonner Landesmuseum übernommen wurde. Wir haben diese Ausstellung weiter ausgebaut. So haben wir z.B. auf verschiedenen Ebenen die einzelnen Befunde angelegt, um zu zeigen, dass in der Regel die älteren Objekte unter den jüngeren liegen. Mit diesen Erfahrungen waren wir uns im Haus alle einig, sowas in der Art noch einmal zu planen. Und da gab’s verschiedene Überlegungen, die letztendlich in das, was wir nun vorliegen haben, mündeten: das GrabungsCAMP.

Seit wann arbeitet ihr an diesem Projekt?

Lagers/Michels: Seit 2011.

Michels: Das Volontariat ist zum Februar 2011 ausgeschrieben worden und seitdem feilen wir an den Details.

Lagers: Ganz genau. 2010 begann schon die Planung, aber konkret daran gearbeitet wird in der Tat seit 2011.

Und gibt es einen speziellen Grund warum gerade ihr dazu auserwählt wurdet das zu leiten?

Lagers: Wer sonst (lacht). Es geht hier um eine aktive Auseinandersetzung mit dem Museum. Der Besucher nimmt etwas in die Hand und probiert aus. Dies wird klassisch dem Bereich der Museumspädagogik zugeordnet. Ich denke, das war der Vater des Gedankens, das Ganze unter eine museumspädagogische Leitung zu stellen. Damit wollten wir unseren hohen didaktischen Anspruch wahren. Das war bei "Achtung Ausgrabung!" zum Teil auch so. Allerdings haben wir dabei auch schon museumspädagogisch entwickelte Sachen übernommen. Hier standen wir mit der Entwicklung ganz am Anfang. Insofern kamen Birgit Michels und ich mit ins Boot. Wir sind beide aus dem Bereich Museumspädagogik und kompetent genug, wie wir meinen, das Ganze umzusetzen (schmunzelt).

Könnt ihr uns schon etwas zu dem pädagogischen Angebot erzählen?

Michels: Uns war wichtig, das GrabungsCAMP von vorn herein für verschiedene Zielgruppen zu öffnen - deshalb ist es auch barrierarm gestaltet und  Rollstuhlfahrern zugänglich. Es ist nicht nur ein Programm für Kinder, wie viele erst einmal vermuten, wenn sie von dem Projekt hören, sondern es soll durchaus auch für Erwachsene spannend sein. Zum Beispiel könnte man im Rahmen eines Betriebsausflugs das GrabungsCAMP besuchen und dort - quasi als teambildende Maßnahme - an einer Ausgrabung teilnehmen. Von Grundschulkindern bis zum Seniorenkreis ist jeder im GrabungsCAMP willkommen! Natürlich wird es entsprechend angepasste Vermittlungsprogramme geben. Wie schon beschrieben, ist das Camp nur im Rahmen eines angeleiteten, moderierten Programms zugänglich. Ein Mitarbeiter des Hauses tritt als Grabungsleiter auf und begleitet und erklärt das Ganze. Denn unsere Besucher sind meistens nicht mit der Arbeitsweise auf einer Ausgrabung vertraut.

So, mal angenommen das GrabungsCAMP wird ein totaler Flop. Wie würdet ihr damit umgehen?

Michels: Ich muss ganz ehrlich sagen, das würde mich durchaus treffen. Da steckt man doch viel Herzblut hinein. Das Projekt hat mich von Anfang an sehr begeistert. Ich bin davon überzeugt, das ist etwas, das fehlt. Das sollte man definitiv als Archäologiemuseum ermöglichen: eine handlungsorientierte Vermittlung von archäologischen Methoden. Ein Flop würde mich überraschen und natürlich auch enttäuschen.

Lagers: Ein Flop würde ich nicht hinnehmen (lacht). Sollte sich abzeichnen, dass das Ganze mehr oder weniger nicht den Erfolg hat, den wir uns davon versprechen, würden wir uns sicherlich schnellstmöglich dransetzen, um es so zu überarbeiten, dass es erfolgreich läuft. Denn von der Grundkonzeption her kann es meines Erachtens überhaupt kein Flop sein. Wenn ja, dann müssen wir an irgendeiner Stelle etwas falsch gemacht haben, das wir überarbeiten müssen. Aber ansonsten bin ich mir ganz, ganz sicher, dass es gut laufen wird.

Und nun noch ein paar letzte Worte an unsere Leser: Warum sollten sie sich das GrabungsCAMP auf keinen Fall entgehen lassen?

Michels: Unsere Recherchen haben ergeben, dass es in dieser Form bislang tatsächlich einzigartig ist - europaweit. Man hat hier in Herne die Chance  verschiedene archäologische Methoden auszuprobieren und mal selbst "Archäologe" zu sein.

Lagers: Jeder, der sich bislang von unserer Dauerausstellung hat begeistern lassen, der sollte sich das GrabungsCAMP auf gar keinen Fall entgehen lassen, denn in der Dauerausstellung wandert man zwar auch durch eine Grabungslandschaft, aber als Betrachter. Hier ist man selbst mittendrin und kann an der Grabungslandschaft mitwirken. Man kann die Landschaft zum Teil verändern, indem man weitere Bereiche ausgräbt und Objekte entdeckt. Die Dinge, die in der Dauerausstellung schon freigelegt sind, findet man im GrabungsCamp noch vergraben vor. Das soll nur ein kleiner Appetizer sein. Was genau dort zu finden ist, möchten wir natürlich nicht verraten. Nur so viel: es ist, zumindest was die Objekte und die Landschaft angeht, eng angelehnt an unsere Dauerausstellung.

Fotos: LWL/Hagemann-Kask

Kategorie: GrabungsCAMP