Herner Motte geht nach Neuenrade

16.01.2011

Abbau der Turmhügelburg beginnt

Nachdem "Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen" am 29. November 2010 mit über 166.000 Besuchern zu Ende gegangen ist, erinnert nur noch eines an unsere Mittelalter-Ausstellung: die hölzerne Turmhügelburg. Da von Anfang an klar war, dass die Motte auf dem Areal des Museums nur während der Ausstellungszeit stehen sollte, begann eine lange Suche nach einer adäquaten Nachnutzung.

Die Motte in Herne zu behalten, wie von vielen Bürgern gewünscht, scheiterte aus Kostengründen. Es gab jedoch viele Interessenten, die die Motte als Nachbau eines historischen Gebäudes nachnutzen wollten. Nun ist die Entscheidung gefallen. Die Motte wird in Herne abgebaut und im Sauerland wieder aufgebaut, und zwar in Neuenrade (Märkischer Kreis). Am Donnerstag (13.1.) begann der Abbau, der voraussichtlich bis Ende Januar dauern wird. Wann die Rekonstruktion der mittelalterlichen Motte in Neuenrade wieder 25 Meter in den Himmel ragt, steht noch nicht fest.

"Wir freuen uns sehr über die neue Motte, weil wir historischer Standort einer solchen Burg waren", sagte Neuenrades Bürgermeister Klaus Peter Sasse." Als neue Heimat der Motte kommt ein Platz nahe dem Original-Bodendenkmal in Betracht. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Objekt eine einmalige Chance bietet, mittelalterliche Geschichte in all ihren Facetten wieder lebendig werden zu lassen."

Die Motte wird fachmännisch zerlegt, in umgekehrter Reihenfolge des Aufbaus abgebaut, auf Lkw zum neuen Standort transportiert und dort bis zum Wiederaufbau zwischengelagert. Die Arbeiten übernimmt ein Neuenrader/Küntroper Zimmereiunternehmen, das Erfahrung in der Planung und Errichtung von Holz-Fertighäusern hat. Die Kosten werden größtenteils durch Spenden aufgebracht.

Hintergrund zur Motte - Turmhügelburgen im Mittelalter

Motten prägten wesentlich das Erscheinungsbild der dichten Burgenlandschaft in der Region. Doch keine einzige ist erhalten geblieben. Auch zeitgenössische Abbildungen existieren kaum. Erkenntnisse liefern vor allem noch bestehende Hügel und Spuren im Boden. Für die Planungen der Mittelalter-Ausstellung „AufRuhr 1225!“ versuchen Archäologen des LWL unter anderem herauszufinden, wie die Holzburgen auf heutigem deutschem Boden aussahen.

Um den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden, trug das wissenschaftliche Ausstellungsteam Forschungsergebnisse über Mottenbauten aus ganz Deutschland zusammen. Auf dieser Grundlage entwickelten sie den Idealtypus eines Wohnturms mit Hügel, der mit seinen insgesamt 25 Metern Höhe Besuchern den Weg zur Ausstellung über Ritter, Burgen und Intrigen wies.

Die Motte in Neuenrade

Nur wenige Kilometer östlich der einstigen märkischen Grenzfeste Neuenrade erhebt sich noch heute auf einem Wiesengrundstück inmitten der Talsohle des oberen Hönnetals ein mit dichtem Buschwerk bewachsener, von einem Wassergraben umgebener künstlicher Erdhügel, der Rest einer Turmhügelburg, wie sie für „AufRuhr 1225!“ rekonstruiert wurde. An dieser Stelle befand sich wahrscheinlich schon seit dem 13. Jahrhundert die Wasserburg Gevern, ein befestigter Stützpunkt der Grafen von Arnsberg und Zentrum eines großen wirtschaftlich florierenden Haupthofes, zu dem - neben einer Mühle - eine Reihe stattlicher Güter zählten.

Wie die Geverner Turmhügelburg ausgesehen haben könnte, wird seit Jahrzehnten - auch in Nichthistoriker-Kreisen - diskutiert. "Erst die anlässlich der Aufruhr-Ausstellung errichtete Turmhügelburg brachte hier neue und überzeugende Erkenntnisse", so Dr. Rolf Dieter Kohl, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Neuenrade.

In diesem Zusammenhang wurde von historisch interessierten Bürgern überlegt, ob die Herner Turmhügelburg nach ihrem geplanten Abbau in Herne nicht in der Nähe der ehemaligen Burg Gevern als einzigartiges und dauerhaftes Anschauungsobjekt wieder Aufstellung finden könnte.