Eines der grünlichen Beile hat meine Aufmerksamkeit besonders geweckt, da es ein paar Jahrzehnte lang verschollen war und ich die Hintergrundgeschichte dieses Objektes mag:
Über eine Strecke von mehr als 1000 km kam das Objekt durch Tauschgeschäfte von der Bretagne nach Bermbeck in Westfalen. 1903 wurde das Jadeitbeil vom Städtischen Museum Herford erworben, ein genaues Fundjahr ist nicht bekannt. Bei einer Revision (Überprüfung, Inspektion) in besagtem Museum stellte man 1956 fest, dass der Gegenstand verschwunden war. Seit diesem Jahr galt die Jadeitklinge als verschwunden. 1997 wurde das verschollene Stück auf einem Balken in einer Scheune in Schleswig-Holstein wiedergefunden. Der Finder gab es einem Bekannten, K. Kasubke. Kasubke forschte nach und brachte sein Fundstück nach Schloss Gottorf, in das Landesamt für Archäologie Schleswig-Holstein. Dort wurde das Objekt als neolithisches Jadeitbeil erkannt. Schloss Gottorf bekam das Beil als Dauerleihgabe für eine Dauerausstellung über die Jungsteinzeit. Während seines Aufenthaltes wurde der Gegenstand von Lutz Klassen, einem Forscher aus dem zuvor erwähnten Forscherteam, als das verschwundene Exponat aus Herford erkannt. Klassens Annahme konnte bestätigt werden. Das Museum in Herford erhob Anspruch auf das Beil. Doch Kasubke hatte den Fund für mehr als 10 Jahre besessen, was dem Landesamt bekannt war, und war deshalb rechtmäßiger Eigentümer geworden. Er gab das Beil später als Dauerleihgabe an das LWL-Museum für Archäologie für dessen Dauerausstellung. Seit 2012 befindet sich das Beil im Besitz der LWL-Archäologie für Westfalen.
Wenn ihr euch die Prunkbeile mal selber ansehen wollt, müsst ihr einfach dem Pfad der Dauerausstellung folgen. Sie befinden sich hinter dem zweiten Kubus (neolithischer Acker) an der Wand.
Hannah Kandler, Schülerpraktikant
Quellen:
Pierre Pétrequin u. a., Aus den italienischen Alpen nach Thüringen. Zur naturwissenschaftlichen Untersuchung eines herausragenden neolithischen Fundes des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte
Video „Wiedergefunden“ aus der Ausstellung „Fundgeschichten. Neueste Entdeckungen von Archäologen in NRW“
Daniel Bérenger, Vom Stein und Sein. Importierte Jadeitbeile und ihre gesellschaftliche Bedeutung, in Revolution Jungsteinzeit. Archäologische–Landesaustellung Nordrhein-Westfalen S. 213–219.
Lutz Klassen/Pierre Pétrequin/Michel Errera, Ein herausragendes–neolithisches Jadebeil aus Hiddenhausen-Bermbeck, in Archäologie in Westfalen-Lippe S.172–174
Petra Tutlies und Jürgen Weiner, Prunkbeilklingen aus Jadeit, in Fundgeschichten. Archäologie in Nordrhein-Westfalen S. 509