Viele Ideen - ein Museum

12.04.2019

Gute Stimmung beim Strategietag des Museumsteams

UNSERE Zukunftsvision für das Landesmuseum in Herne

Auch im Museum macht es einem der Alltag nicht sonderlich leicht, mal ungehemmt und quer in die Zukunft zu denken. Zwischen Ausstellungsplanung, Katalogtexten, Leihverkehr, Kostenplanungen, Pädagogikprogrammen, Szenografie und Grafik, Vitrinenbau, Veranstaltungsorganisation, Dienstbesprechungen, Mails Mails Mails, Social-Media-Postings, Antragstellung und und und kommen die Visionen, also das Nachdenken über das wofür, warum, wie, und vor allem für wen wir Museumsarbeit machen, oft zu kurz. Wir haben uns deshalb eine kleine Auszeit vom Üblichen genommen und sind im LWL-Industriemuseum auf der Zeche Zollern in Klausur gegangen. „Wie stellen wir uns die Zukunft des LWL-Museums für Archäologie vor?“ lautete die einfache Frage, deren Antworten uns nun für Jahre beschäftigen werden. Aber der Reihe nach…

Der Start war ungefähr so holprig wie die Via Appia. Das gesamte Team (24 Personen) war rechtzeitig in Dortmund angekommen, nur der Dienstwagen nicht, der mit den vorbereiteten Notizen und Unterlagen im Kofferraum mangels Autoschlüssel zurückgelassen werden musste. Gut, sind wir eben spontan und Flipcharts sind sowieso überbewertet, Tafel geht doch auch, dachte ich mir, griff in Gedanken noch beim Dienstwagen zum Flipchartmarker (permanent) und hinterließ damit einen „bleibenden Eindruck“ auf dem Whiteboard der Zeche Zollern (mit Bitte um Nachsicht, liebe Kolleg*innen). Nun gut, es ging schließlich um das Thema ‚Visionen’, bei dem man bekanntlich die realistische Perspektive und allerhand Probleme vorerst beiseiteschieben soll. Also, Tafel umgedreht und hinein in den Prozess, grundlegende Zukunftspositionen für das LWL-Museum für Archäologie zu entwickeln. Gewählt wurde eine Methode, die sowohl der Vielstimmigkeit des Teams Raum gibt als auch ermöglicht, von der Einzelperspektive hin zu einem Leitbild für ein gemeinsames Handeln zu kommen.
Wir gingen so vor, dass zunächst jede*r für sich sein Museum der Zukunft in einem Bild skizzieren sollte. Anschließend wurden die Bilder in Kleingruppen einander vorgestellt, um danach die Einzelentwürfe aus der Diskussion heraus in einer Collage zusammenzufassen. Ergebnis waren drei Zukunftsbilder, die dem gesamten Plenum vorgestellt wurden. In einem dritten Schritt wiederum wurden die drei Bilder zu einer Vision von „unserem Museum der Zukunft“ zusammengefügt.

Auf diese Weise hat das gesamte Team gemeinsam eine Haltung entwickelt, die für die Zukunft des LWL-Museums richtungsweisend und wichtig ist:

  • Museum für Alle
  • Nachhaltigkeit
  • Gesellschaftsrelevant

Große Themen, die schnell formuliert sind, zumal sie in der Museumscommunity zurzeit Konjunktur und Bedeutung besitzen, deren Umsetzung aber erst einmal geleistet werden muss. ‚Museum für Alle‘ beispielsweise verweist auf die Vielfalt von Gesellschaft einerseits, andererseits aber auch auf die besucherorientierte Arbeit in Museen. Im Grunde meint ‚Museum für Alle’ in erster Linie also eine Öffnung hin zu den Bedürfnissen und Perspektiven von Besucher*innen als Anspruch bzw. Haltung eines Handelns, das Inklusion und Digitalisierung ebenso umfasst wie Diversität und Partizipation. Schon jedes dieser Themen ist dabei ein Brocken in der Realisierung. Es schien daher sinnvoll, das viel zu allgemein gehaltene Ziel ‚Museum für Alle‘ zu untergliedern, wenn wir ins Arbeiten und in die Umsetzung unseres Selbstverständnisses in die Praxis kommen wollen. Daher wurden fünf Arbeitsgruppen zu folgenden Themen gegründet:

  • Diversität
  • Digitalisierung
  • Gesellschaftsrelevanz
  • Nachhaltigkeit
  • Willkommenskultur

Jedes dieser Themen beinhaltet Querschnittsaufgaben für das gesamte Haus. Dementsprechend sollen nach Möglichkeit in jeder Arbeitsgruppe Mitarbeiter*innen aus den einzelnen Abteilungen vertreten sein (Werkstatt, Marketing, Grafik, Pädagogik, Wissenschaft, Kasse). In den Arbeitsgruppen werden die Themen ausformuliert, smart-Ziele entwickelt und Umsetzungsstrategien erarbeitet. Mindestens einmal im Quartal werden dem gesamten Museumsteam konkrete Handlungsaufforderungen zur Abstimmung gegeben. Auf diese Weise entsteht für das LWL-Museum für Archäologie eine Strategie in Form eines lebendigen Dokuments, das stets aktualisiert und weiterentwickelt wird, in seinem grundlegenden Selbstverständnis aber stabil bleibt. Dieses Selbstverständnis haben wir auf dem Strategietag entwickelt, demzufolge das LWL-Museum für Archäologie sich zum Ziel gesetzt hat, ein offener Ort für alle Menschen zu sein. Diversität soll nicht nur Teil des Programms, sondern auch in der Personalstruktur sichtbar sein. Dieser Anspruch schließt auch eine positive, an den Besucher*innen orientierte Willkommenskultur ein. Das Team des LWL-Museums für Archäologie bekennt sich zudem zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltig sowohl in Bezug auf Vermittlung als auch hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs zu arbeiten. Gesellschaftsrelevanz ist uns in unserer Arbeit ein wichtiges Anliegen. Das heißt, wir werden auf aktuelle Fragestellungen aus der Gesellschaft reagieren und uns im Rahmen demokratischer Werte auch an gesellschaftlichen Debatten beteiligen. Hierzu gehört auch, dass wir unsere Positionen für die Öffentlichkeit sichtbar machen und Möglichkeiten zur Teilhabe bieten. Die Digitalisierungsprojekte des Museums stehen unter anderem unter diesem Ziel und werden als Mittel der Demokratisierung und Öffnung des Museums hin zu einer sich beteiligenden Öffentlichkeit gedacht. Wir nutzen die digitalen Ressourcen, um unsere Arbeit öffentlich zu dokumentieren und um mit der Öffentlichkeit in Kontakt und Austausch zu treten. Wir freuen uns auf Euch!

Dr. Doreen Mölders