Adiuvabit – Museum goes digital

01.12.2017

(Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

Aufnahme von Museumsstücken in eine digitale Datenbank hat begonnen

Die gesamte LWL-Archäologie arbeitet mit einem einheitlichen Datenbanksystem, dem Programm Adiuvabit. Ziel ist dabei, alle archäologischen Objekte der LWL-Archäologie zu erfassen und ihren Werdegang seit der Bergung nachvollziehbar zu gestalten. Dabei können die an der Bergung beteiligten Grabungstechniker und Archäologen den genauen Fundort sowie ihre Ergebnisse zu einem Fund eintragen, die Restauratoren ihre Maßnahmen zur Erhaltung des Objekts beschreiben und restauratorische Bedingungen zur Lagerung festlegen. Im Anschluss daran wird das Stück in den Zentralen Diensten in Münster-Coerde erfasst und sortiert, um einen schnellen Zugriff bei Forschungs- und Leihanfragen zu gewährleisten. Von dem Zentralmagazin kann ein Objekt, das für die Archäologie von Westfalen von herausragender Bedeutung ist, an das Museum übergeben und dort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Somit ist durch das Programm Adiuvabit eine lückenlose Aufarbeitung eines archäologischen Fundes von der Auffindung bis zur musealen Präsentation möglich. In einem Museum sind andere Fragen wichtig als auf Ausgrabungen. Deshalb war ein eigenes Museumsmodul für Adiuvabit erforderlich, das erfasst, in welcher Vitrine ein Stück liegt, an welche Sonderausstellungen und Museen es ausgeliehen war und in welchem Zusammenhang es in der Dauerausstellung präsentiert ist. Auch besondere Maßnahmen, wie eine Ausleihsperre aufgrund restauratorischer Bedenken, können hier hinterlegt werden.

Das Archäologiemuseum in Herne wurde jedoch eingerichtet, bevor die LWL-Archäologie mit dem Programm Adiuvabit arbeitete, so dass wir die Geschichte der hier gezeigten Objekte nachträglich eintragen müssen.

Seit der Eröffnung des Museums arbeiten wir ständig daran, das vorhandene, analoge Inventar zu vervollständigen. Dabei suchen wir Antworten auf folgende Fragen: Wie viele Objekte sind im Museum? Welche Funktion haben sie? Aus welchem Material bestehen sie? Von welchem Fundort und aus welchem Kontext stammen sie? In welchen Aufsätzen oder Publikationen sind sie thematisiert? Zu diesen allgemeinen Informationen benötigen wir auch die genauen Maße, also Länge, Breite, Höhe und Gewicht, sowie Fotos der Objekte.  

Alle diese Angaben sind wichtig, da wir häufig Fragen von interessierten Besuchern zu vertiefenden Informationen bekommen. Doch auch Wissenschaftler erkundigen sich bei uns, ob ein bestimmtes Objekt in unserem Museum liegt oder wir Funde von einem bestimmten Fundort präsentieren. Außerdem fragen andere Museen an, ob wir Stücke zu bestimmten Themen haben, die wir ausleihen können.

Um diese Fragen zügig und möglichst genau beantworten zu können, ist eine Auflistung der Museumsobjekte nötig. Bisher arbeiteten wir im Museum mit einem Inventar auf Papier, das sich in vielen Ordnern in den Regalen befindet. Meine Aufgabe ist es nun, dieses vorhandene Inventar in eine digitale Datenbank zu überführen und gleichzeitig die fehlenden Informationen zu ergänzen.

Wie funktioniert das aber genau?

  • Abb. 1: Verschiedene Werkzeuge werden zur Öffnung der Vitrinen benötigt und auf einem Wagen gesammelt. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 2: Eine leere Vitrine, deren Objekte gerade zur Aufnahme der Maße entnommen sind. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 3: Die Objekte, in diesem Fall Knochen von verschiedenen Raubtieren, wie Höhlenlöwen und Höhlenhyänen aus der Balver Höhle, die aus der Kiste in der Dauerausstellung entnommen wurden. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 4: In solche Listen tragen wir die aufgenommenen Daten der Funde ein. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 5: Die Fotostation (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 6: Fertiges Objektfoto: Das Schienbein eines Höhlenlöwen (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 7: Ein Datenblatt mit einem eingetragenen Museumsobjekt. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

  • Abb. 8: Die Druckansicht eines Objektblattes, die wir möglichen Leihnehmern schicken können. (Foto: C. Moors/LWL-Museum für Archäologie)

So funktioniert´s

Abb. 1 & 2: Zuerst muss eine Vitrine geöffnet und die Funde daraus entnommen werden. Nur so können wir die genauen Maße ermitteln, Beschädigungen oder Beschriftungen erkennen und Objektfotos anfertigen.

Abb. 3: Um eine zügige Bearbeitung der Funde vornehmen zu können, ist es sinnvoll, die Objekte einer Vitrine zu sortieren und in einer zweckmäßigen Reihenfolge aufzunehmen. So sind beispielsweise alle Unterkiefer von Katzen nacheinander aufgenommen. Das vermindert zum einen die Schreibarbeit, zum anderen ist eine Vergleichbarkeit der Funde vereinfacht.

Abb. 4: Die Inventarnummern und die Maße der Objekte, sowie die genaue Bezeichnung und weitere Angaben werden erst einmal handschriftlich in eine Liste aufgenommen.

Abb. 5: Alle Bilder sollten möglichst einheitlich sein, daher werden die Stücke auf einer weißen Hohlkehle fotografiert und mit Fotolampen ausgeleuchtet.

Abb. 6: Ein Maßstab sowie ein Fundzettel mit Inventarnummer und Objektbezeichnung dürfen auf wissenschaftlichen Objektfotos nicht fehlen. Nach der Aufnahme werden die Stücke wieder in die Ausstellung eingebracht, schließlich sollen sie dort für die Besucher zu sehen sein.

Abb. 7: Die zusammengetragenen Informationen werden nun gebündelt und in das Datenbankformular in Adiuvabit eingetragen. In der Datenbank können zudem Fotos und Literaturangaben bzw. digitale Kopien der Literatur hinterlegt werden. Die museale Geschichte eines Fundes ist jetzt auf den ersten Blick erkennbar. Wir können z.B. nachvollziehen, an welche Sonderausstellungen ein Objekt ausgeliehen war oder ob es sich um eine Dauerleihgabe für unsere Dauerausstellung handelt.

Abb. 8: Erhalten wir eine Leihanfrage für eines unserer Objekte, können wir dem möglichen Leihnehmer eine Druckansicht des Datenblattes mit den wichtigsten Informationen zukommen lassen und ermöglichen dem Leihnehmer so einen Eindruck vom Objekt und den restauratorischen Bedingungen.

 

Auf diese Weise hilft uns Adiuvabit, den Überblick über unser Museumsinventar, aber auch über das gesamte Archäologieinventar des LWL zu bekommen.

Autor: C. Moors