Wie viele junge Mädchen im Kindergartenalter vor und nach mir war auch ich eine begeisterte Pferdeliebhaberin und hätte am liebsten mein eigenes kleines Pony in meinem Zimmer gehalten. Natürlich waren meine Eltern von meinem Vorschlag nicht sonderlich angetan und lenkten mich von meiner wunderbaren Idee mit vielen gemeinsamen Besuchen in sämtlichen Kultur-Einrichtungen ab. Im Rahmen dessen landeten wir auch im LWL-Museum für Archäologie Herne. Ich weiß noch, wie ich erstmals vor der Vitrine des germanischen Pferdeopfers stand und es mit verstörten Augen anblickte: Für mich war es nicht begreiflich, wie man ein Lebewesen für seinen Glauben opfern konnte, erst recht nicht ein so besonderes Geschöpf wie ein Pferd. Nach diesem Besuch kehrten wir noch einige Male zurück und jedes Mal hinterließ diese eine Vitrine ein beklemmendes Gefühl in meinem Bauch. Als mir direkt zu Beginn meines Praktikums gesagt wurde, dass ich einen Blog-Eintrag über mein Lieblings-Exponat schreiben solle, kehrte die Erinnerung an das germanische Tieropfer zurück und schnell war klar: Das ist das richtige Exponat für meinen Artikel! (Abb. 1)
Zeche Erin als Zentrum des Geschehens zur Zeit der Germanen
Die Rheinlinie galt bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. als Grenze zwischen den linksrheinischen Römern, die seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis dorthin vorgedrungen waren, und den rechtsrheinischen germanischen Völkern, die zwar in stetigen Konflikten, aber auch in einem wirtschaftlichen Austausch mit den Römern standen. Der Fundort in Castrop-Rauxel befindet sich zwischen der Lippe und der Ruhr und ist knapp 40 km von dem rheinischen Ufer entfernt. Die Bodenbedingungen zeichnen sich überwiegend durch einen lehm- und kalkartigen Mergel aus, der optimal für eine gute Konservierung vieler Fundstücke ist. Das Gelände war von einem natürlichen Bewuchs überzogen und in einigen Bereichen auch bewaldet. Offene Gewässer durchzogen einige Abschnitte.