FRAGE an die Studierenden: Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse aus Ihrem Forschungsprojekt? Was werden Sie in Ihr weiteres Studium mitnehmen?
Maria Stasiouk: Mein Ergebnis war, dass die Miniaturen deutlich antijudaistische Symbolik aufweisen. Diese sind zwar wichtige bildliche Quellen, jedoch überwiegen in der historischen Forschung schriftliche Quellen, wenn man sich die Schilderungen zu den Ereignissen anschaut. Ich habe auch ausgearbeitet, dass die Miniaturen nur die Folgen des Gerüchts der angeblichen Brunnenvergiftung zeigen. Den Aspekt der angeblichen Brunnenvergiftung selbst konnte ich nur aus einer anderen, frühneuzeitlich verordneten bildlichen Quelle ziehen. Vom Ergebnis bin ich zufrieden. Es ist bisher meine umfangreichste Arbeit und ich fand es abwechslungsreich, mit den bildlichen Quellen und Exponaten zu arbeiten. Diese Erfahrung nehme ich gerne für mein weiteres Studium mit.
Theresa Budke: Mein wichtigstes Ergebnis in diesem Forschungsprojekt war, dass es kein endgültiges Ergebnis gibt. Zu den beiden Exponaten, mit denen ich mich beschäftigt habe, gibt es keine eigenen Schriftquellen. Ich musste daher ähnliche Objekte miteinander in Verbindung setzen, Hypothesen aufstellen und „out of the box“ denken. Beispielsweise habe ich mich besonders mit dem Material Steinzeug beschäftigt, um an Quellen und Vergleichsobjekte für den „Krug mit Jupiter“ zu kommen und Hypothesen über seinen Gebrauch zu formulieren. Dennoch bin ich keineswegs frustriert über dieses Ergebnis. Die verschiedenen Ansätze der Betrachtung, das Abwägen und die möglichen Nutzungsweisen waren gerade das Spannende an den Exponaten. Diese Art zu denken, sich auf neue Überlegungen einzulassen und erfinderisch bei der Umsetzung und Quellenbeschaffung zu sein, werde ich auf jeden Fall in mein weiteres Studium mitnehmen.
Dala Elsner: Da mein Forschungsgegenstand keine Anhaltspunkte bot, abgesehen, von den Schälchen, die sich auf ihm befinden, war das Thema besonders herausfordernd. Ich durfte die Schalen, die ich als religiöse Symbole bezeichnet habe, nicht überinterpretieren. Schalensteine wurden vermutlich oft für Opferhandlungen verwendet, jedoch habe ich auch Gemeinsamkeiten in ritualisierten Spielen sowie Sternenkarten gefunden. Natürlich musste ich mich vor allem auf Vermutungen stützen, da der Schalenstein aus dem Neolithikum stammt und somit keine schriftlichen Quellen vorhanden sind. Ich habe auf jeden Fall eine Hürde gemeistert, die ich mir selbst gestellt habe. Wenn ich dies auf mein weiteres Studium beziehe, gilt es diesen Standard auch weiter zu halten.
Miriam Greshake: Bei meinem Projekt war mir von Anfang an bewusst, dass die Fragestellung nur annäherungsweise beantwortet werden kann. Als interessante Punkte haben sich dennoch die wahrscheinlich große Bedeutung des Motivs als Träger religiöser Vorstellungen und die stark gesellschaftlich beeinflusste Nutzung der verzierten Bronzegegenstände eingeprägt, dazu ihr aufwendiger Herstellungsprozess. Trotz der vorherigen Einschätzung war die wahrscheinlich wichtigste Erkenntnis, dass man auf den meisten Fragen sitzen bleibt und die damalige Gedankenwelt in den größten Teilen leider verloren ist. Für mein weiteres Studium nehme ich mit, dass es immer wieder faszinierende Themen zu entdecken gibt, auch wo man es zunächst nicht vermutet hat.
Steven Marx: Für mich war die deutliche Parallele zwischen mittelalterlichen antijudaistischen und gegenwärtigen antisemitischen Motiven erstaunlich und erneut ein Hinweis darauf, dass sich Geschichte scheinbar in Stücken wiederholt oder zumindest fortgeführt wird. Der Antisemitismus von heute bedient noch immer ähnliche Bilder und Darstellungen wie vor über 300 Jahren. Umso mehr ist eine Sensibilisierung insbesondere im Internet notwendig. Des Weiteren empfand ich das objektorientierte Arbeiten an Darstellungen als eine schöne Abwechslung und sehr interessant.