(6) Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen.

04.07.2012

Marketing und Öffentlichkeitsarbeit

In unserem Seminar zur Konzeption der Sonderausstellung „Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen“ wurden in den vergangenen Wochen verschiedene Themenbereiche wie zum Beispiel Museumspädagogik, Medien, Gestaltung oder das Schreiben von Ausstellungstexten behandelt. All diese Aspekte – sieht man mal von den Social Media – Auftritten des Museums ab – können als eine Art innere Faktoren einer Ausstellung betrachtet werden, schließlich kommen sie erst dann zum Zuge, sobald ein Besucher die Ausstellung betreten hat.

Was ist aber, wenn diese Besucher die Ausstellung gar nicht aufsuchen, weil sie noch nie von ihr gehört haben oder sie auch einfach nicht für interessant erachten?
Die Frage „Wie erreiche ich potenzielles Publikum?“ verdeutlicht, dass neben den oben genannten inneren auch äußere Faktoren wie Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung entscheidend zum Erfolg einer Ausstellung beitragen. Um uns für diese Herausforderung zu sensibilisieren, hielt schließlich die Marketingreferentin des LWL-Museums für Archäologie, Eva Masthoff, einen Vortrag, in dem sie Marketingkonzepte im musealen Kontext vorstellte.

„Marketing? Wir sind doch kein Fußballverein!“, würde an dieser Stelle manch ein Museumsdirektor sagen. Damit hätte er nicht ganz unrecht, denn öffentliche Museen sind im Regelfall sogenannte „non-profit organisations“, d. h. sie sind nicht total von den Besuchereinnahmen abhängig, da sie öffentliche Gelder erhalten. Andererseits legitimieren sich diese Gelder bzw. ein Museum erst wirklich, wenn es für zufriedenstellende Besucherzahlen, Umsatz und für eine gewisse Kundenbindung sorgt. Letztlich erscheint es daher als recht sinnvoll, in den Bereichen Werbung und Marketing doch auf Methoden von privatwirtschaftlichen und profitorientierten Unternehmen zu bauen.

Plakate, Flyer und Werbetexte sind sinnvolle Werbemaßnahmen, doch stellt sich hier die Frage, an welche Zielgruppe man sich eigentlich wenden möchte. Das LWL-Museum für Archäologie in Herne wendet sich beispielsweise ausdrücklich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern möchte vor allem auch ein Laienpublikum sowie Kinder erreichen, daher muss auch die Werbemaßnahme nicht zwangsweise einen wissenschaftlichen Anspruch erfüllen.

Vielmehr hat es Sinn, auf Theorien der Werbepsychologie zurückzugreifen. Die sogenannte 3-Sekunden-Regel besagt zum Beispiel, dass ein Mensch beim ersten Mal lediglich drei Sekunden lang auf ein Plakat guckt. Folglich sollte selbiges bestenfalls nur kurze, aufmerksamkeitserregende Texte und derartige visuelle Qualitäten besitzen, dass sich ein gewisser Wiedererkennungswert bilden kann. So erreicht man möglicherweise, dass diese Person beim zweiten Mal genauer hinschaut und die Schlüsselbegriffe wie den Ausstellungsnamen bzw. die -zeit im Gedächtnis behält.

Dennoch ist es sinnvoll im musealen Kontext ein gewisses Maß an Seriosität und auch Professionalität zu bewahren. Der schon mehrfach im Seminar thematisierte Vorschlag, man könne ja im Zusammenhang mit Ringen auf einen bekannten Fantasy-Roman verweisen, ist wohl schon aus rechtlichen Gründen in Frage zu stellen.

Gegen Ende der Sitzung wurde den Seminarteilnehmern und -teilnehmerinnen schließlich die Aufgabe gestellt einen bereits existierenden, längeren Werbetext derart zu kürzen, dass er die thematisierte Anforderung der Werbewirtschaft erfüllt. Die Ausstellungseröffnung am 12. Juli 2012 rückt nämlich immer näher, sodass es langsam aber sicher unabdingbar wird, die Theorie des Marketings auch in die Praxis umzusetzen. Schließlich möchte man ja die Vielfalt der westfälischen Ringe auch einem breiten Publikum vorstellen.

Unter dem Vorzeichen der näher rückenden Eröffnung, setzten sich nach dem Seminar auch die einzelnen Projektgruppen wieder zusammen. Dinge wie die Ausstellungstexte oder die Gestaltung müssen nun rasch finalisiert werden, auch die Medien- bzw. Filmgruppe sammelte wieder fleißig Material. Arbeit im Museum kann neben viel Interessantem eben auch ein wenig Stress bedeuten.

- Andreas Ketelaer, 20. Juni 2012

Kategorie: Sonderausstellungen