(5) Runde Sache(n). Ringe aus Westfalen.

03.07.2012

Museumspädagogik und Vermittlung

Das große Feld der Museumspädagogik ist nicht zu unterschätzen. Es beginnt teilweise sogar schon mit der Planung der zu konzipierenden Ausstellung und geht dann über die Anordnung der Objekte im Raum bis hin zur Gestaltung der Ausstellungstexte.
In all diesen Bereichen ist es bereits wichtig, museumspädagogische Aspekte im Blick zu behalten.

Am 13. Juni 2012 vermittelte uns der Museumspädagoge des LWL-Museums für Archäologie in Herne, Dr. Michael Lagers, einen Einblick in diesen vielfältigen Bereich der Museumsarbeit.

In der Gestaltung einer Ausstellung legt man im Idealfall sehr viel Wert auf die Kompetenz der Museumspädagogen. Hier gibt es viele Dinge zu beachten:
Hat man ein Grundkonzept (Zielgruppe und Ausstellungsziel), steht man vor der Frage, ob man die Ausstellungsstücke miteinander in Verbindung setzt und wenn ja, wie?
Da das Museum einen Bildungsauftrag hat, sind auch die Lehrpläne des jeweiligen Landes zu berücksichtigen. Dies muss nicht nur für das Fach Geschichte gelten, sondern kann auch Biologie, Erdkunde, Religion oder Sozialwissenschaften beinhalten. Denn in Bezug auf die ist es das Ziel, dass sie lernen, die gewonnenen Fachkompetenzen auch in anderen Bereichen bzw. auf das heutige Leben anzuwenden.

Jedes museumspädagogische Programm wird in der Entwicklung durch bestimmte Aspekte beeinflusst:

Vor allem ist natürlich die Ausstellungskonzeption an sich eine Vorgabe, aber auch durch Nachfrage und Zielgruppenbefragung. So wird zum Beispiel geschaut, wie die aktuelle Freizeitgestaltung einer bestimmten Zielgruppe geprägt ist. Wichtige Vorgaben sind außerdem temporäre Faktoren. So könnte es ein bestimmtes Programm geben, das nur zu Weihnachten angeboten wird. Oder man bezieht sich auf aktuelle Großereignisse, wie die Fußball-Europameisterschaft oder die Olympischen Spiele.

Es kann aber auch passieren, dass ein Programm in Kooperation mit anderen Einrichtungen entwickelt wird.

Vorhandene Programme können auch durch individuelle Absprachen mit der jeweiligen Gruppe leicht verändert oder den Interessen der Gruppe angepasst werden.

Bei der Durchführung eines Programmes ist es wichtig, viel Abwechslung zu bieten. Gerade Kinder lassen sich leicht ablenken und haben eine niedrigere Aufmerksamkeitsspanne als Erwachsene. Durch Pausen und Bewegung, aber auch durch Diskussionen lässt sich die Aufmerksamkeit der Besucher gut aufrecht erhalten.

Auch verschiedene Medien und interaktive Elemente können hierfür hilfreich sein.

Aber welche Informationen sind überhaupt wichtig und sollten unbedingt während des Programms vermittelt werden?

Da sind zunächst natürlich die Grundinformationen, die schon in den Objekttexten enthalten sind. Des Weiteren sollte auf die Einzigartigkeit des Objektes hingewiesen und, soweit vorhanden, Superlative erwähnt werden. Zum Beispiel: “Dies ist der bislang älteste Goldring, der je in Westfalen gefunden wurde. Er wurde aus einem drei Meter langen Draht gewickelt.“

Außerdem sollten Gegenwartsbezüge hergestellt werden. Vielleicht gibt es auch Informationen, die der Besucher ohne den Ausstellungsbegleiter nie erhalten würde: eine schöne Anekdote aus der Ausstellungsplanung oder eine andere Information aus dem „Nähkästchen“.

Zuletzt ist es für den Besucher angenehmer, wenn durch Berührungspunkten zwischen den verschiedenen Objekten gute Überleitungen zum nächsten Punkt des Programmes geschaffen werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Programm zu konzipieren:

Man kann themenorientiert vorgehen und zum Beispiel ein Programm zum Thema Mittelalter entwickeln.

Oder man sucht sich einzelne Aspekte der Ausstellung heraus und fügt sie zu einem völlig neuen Konzept zusammen. Man kann auch perspektivisch arbeiten und so etwa ein Programm zum Alter machen (Wie war es in früherer Zeit, alt zu werden? Wann war man alt? Wie wurde man behandelt?).

Am Ende der Seminarstunde wurde das Museum sehr treffend als „Stätte der Begegnung, Unterhaltung und Information“ bezeichnet. Was in unseren Augen besonders mit Blick auf die Museumspädagogik passt.

Svenja Herfort und Katja Kosczinski

Kategorie: Sonderausstellungen