Danach wurde uns die „Charta von Venedig“ vorgestellt, die 1964 von Ceasare Brandi entwickelt worden war. Sie ist eine Richtlinie in der Denkmalpflege und international anerkannt. In ihr wird die Theorie der Restaurierung beschrieben. Einige Artikel, die sich mit der Restaurierung beschäftigen, wurden uns näher vorgestellt.
Unter anderem Artikel 9 besagt, dass der ethische, sowie der historische Wert des Denkmals erhalten bleiben soll und der Originalzustand respektiert werden soll.
Artikel 10 besagt, dass man auch auf neue, modernere Methoden der Konservierung und Konstruktionstechniken zurückgreifen kann, solange ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist und traditionelle Methoden nicht weiterhalfen.
In Artikel 11 heißt es, dass die Denkmäler aller Epochen respektiert werden müssen. Was bedeutet, dass man nur dann Teile entfernen darf, wenn darunter ein Denkmal mit größerem wissenschaftlichem Wert ist.
Hier haben wir angemerkt, dass sich diese Regelung auch im deutschen Grabungsalltag niederschlägt, wo man nur gräbt, wenn es unbedingt nötig ist, und ansonsten die Bodendenkmäler möglichst lange unberührt lässt. In anderen Gebieten – im Nahen Orient zum Beispiel – versucht man hingegen möglichst viele Bodendenkmäler zu bergen.
Artikel 12 fordert, dass Elemente, die als Ersatz für fehlende dienen, auch als solche Erneuerungen zu erkennen sein müssen, jedoch sollen sie sich in das Gesamtbild einfügen.
Artikel 13 ergänzt, dass Hinzufügungen nur dann akzeptabel sind, wenn sie den überlieferten Rahmen, alle interessanten Teile des Objekts, seinen überlieferten Rahmen und die Ausgewogenheit seiner Komposition respektieren.
Die Referentinnen ergänzten, dass diese Grundsätze für die weltweite Museumswelt 1996 erstmals angenommen wurden und 2004 letztmalig von der ICOMOS – dem internationalen Rat für Denkmalpflege – ergänzt wurden.
Dann erläuterten die beiden Referentinnen die Richtlinien für Museen, die ICOMOS aufgestellt hatte und die unter anderem besagen, dass Museen das Verständnis für das Natur- und Kulturerbe der Menschheit zeigen, vermitteln und fördern. Museen, die Sammlungen unterhalten, bewahren diese treuhändisch zum Nutzen und zum Fortschritt der Gesellschaft. Sie verfügen über Mittel, die weitere öffentliche Dienstleistungen und Vorteile ermöglichen. Außerdem arbeiten sie sowohl mit Gemeinschaften, aus denen ihre Sammlungen stammen, als auch mit denen, welchen sie dienen, zusammen. Museen halten sich an Recht und Gesetz – beziehen ihre Ausstellungsstücke also beispielweise nicht über den Schwarzmarkt, wie scherzweise angedeutet wurde – und vor allem arbeiten Museen professionell.
Abschließend folgte eine kleine Diskussion über das Gehörte, bei der Herr Weisgerber, unser „Expertengast“ für diese Stunde, hinzufügte, dass ein Original ruhig in eine Rekonstruktion integriert werden könne, solange diese Rekonstruktion auch wieder entfernbar ist, also der Originalzustand wieder hergestellt werden kann ohne, dass Veränderungen am Original auftreten. Anschließend machte er uns mit dem sogenannten „Objekt Handling“ vertraut.
- Franziska Stadje
Umgang mit Funden
Um mehr über den Umgang mit Funden kennenzulernen haben wir uns ins Depot des Museums begeben, wo Herr Weisgerber dann Näheres anhand mitgebrachter Exponate erläuterte:
Zunächst mussten wir uns mit der Frage der Wertvorstellung einzelner Funde auseinandersetzen, denn es ist offensichtlich, dass ein goldener Ring einen höheren Materialwert hat als z. B. ein Steinwerkzeug. Doch geht es nicht alleine um das Material und seinen Wert, sondern auch um das Alter und die Seltenheit solcher Funde. Demnach kann ein "einfaches" Steinwerkzeug die gleiche Wertigkeit haben wie ein Goldring.
Danach wurden wir genauer darüber informiert, wie man mit Exponaten umgeht und was alles passieren muss bevor man diese dann ausstellen kann.