Da ich, wie mein Kollege Alex Berner (siehe Blogbeitrag vom 08.12.2017) ebenfalls, erfahren musste, dass im geisteswissenschaftlichen Kontext auch sehr gute Leistungen kein sicheres, planbares Einkommen bedeuten, habe ich neben der Promotion den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Gut sieben Jahre lang habe ich als selbständiger Tourguide in und um Berlin gearbeitet, zunächst ergänzend zum Stipendium, dann als Hauptbeschäftigung und -einkommen. Die meist nachgefragten Themen – Nationalsozialismus, Shoa, Kalter Krieg und Berlins Zusammenwachsen – waren einerseits weit weg von meinem eigentlichen Studium. Andererseits habe ich gemerkt, dass mein Studium mir vieles beigebracht hat, was ich gut gebrauchen kann, um Geschichte aller Epochen interessant und anschaulich zu vermitteln und um als Unternehmerin zu bestehen. Geschichte ist im Stadtbild geronnen, im Strassenverlauf und in Gebäuden, in Baulücken und Dingen. Objekte helfen immer, Perspektive zu vermitteln, sie sind Transmitter zwischen uns und denen, die vor uns hier waren. Archäologie schärft hierbei vor allem den Blick auf den Alltag, die (fast) vergessenen Geschichten und das, was vielfach und immer wieder geschah. Durch die Arbeit als Tourguide habe ich mich auch viel mit Erinnerungskultur beschäftigt, die anspruchsvolle Existenz als Solo-Selbständige mit Direktkunden und für verschiedene Agenturen hat mir jedoch leider keine Zeit gelassen, hierzu zu publizieren.
Nach Herne wollte ich, da ich seit meinem Studium Fan des Westfälischen Museums für Archäologie bin. So muss Museum sein, finde ich – anschaulich, anspruchsvoll (aber nicht kompliziert) und vielfältig. Mir gefällt, dass die Gäste ernstgenommen werden, dass Methoden erklärt und Fragen gestellt werden. Ich erlebe das Klima und das Team als aufgeschlossen, hilfsbereit und bereit, auch ungewöhnliche Wege auszuprobieren, wenn am Schluss ein gutes Ergebnis steht.