Nach langer Pause meldet sich der Blog zurück!

29.05.2018

Token des Memory of Mankind (unten mehr)

Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich vorzustellen.

Seit gut einem Monat arbeite ich am Westfälischen Museum für Archäologie als Volontärin. Zu meinen Aufgaben gehört neben allem, was in der Dauerausstellung anfällt, Leihverkehr und Inventarisation auch die Betreuung des Blogs, der Praktikant*innen und die Bearbeitung von Anfragen zu Objekten und der Ausstellung. Weiterhin betreue ich unsere Hausbibliothek und unterstütze die Museumspädagogik, zum Beispiel bei Veranstaltungen wie der „Extraschicht“ und der „Langen Wissensnacht Ruhr“. Zu all diesen Bereichen werden Beiträge folgen, versprochen!

 

Das Token des MOM

Dissertation und wissenschaftliche Vita

Mit 37 Jahren bin ich etwas über dem typischen Alter für Volontariate und habe natürlich auch etwas mehr Vita.

Nach meinem Studium (Ur- und Frühgeschichte, Philosophie und Linguistik in Leipzig, Berlin und Nottingham) habe ich im Brandenburgischen Landesamt für Archäologie eingehende Funde betreut. Hierbei habe ich viele archäologische Funde gesehen und viel über ihr Handling gelernt, sowie viel über Teamorganisation und große Projekte.

Nach zwei Jahren hatte ich das Glück, ein Stipendium der grünen Heinrich-Böll-Stiftung zu erhalten, so konnte ich mich mit ganzer Kraft meiner Dissertation an der Uni Wien widmen. Das Thema  war „Müll im Mittelalterlichen Dorf“ und passte gut zur grünen Stiftung. 2015 schloss ich die Arbeit ab.

Ein Jahr später wurde mir der Grete-Mostny-Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen verliehen, auf diesem Weg gelangten eine Zusammenfassung meiner Arbeit und ich in das Archiv MOM (Memory of Mankind). Der Österreichische Künstler Martin Kunze hatte die geniale Idee, ein Archiv anzulegen, das wirklich die Zeiten überdauert -  auf Keramik! Da ich mich lange Jahre meines Lebens mit Keramik beschäftigt habe, schlägt bei so etwas mein Herz höher. Überdies werden die Archivkacheln im Salzbergwerk in Hallstatt eingelagert – jene, die die archäologische Forschung kennen, wissen, dass dies einer der wichtigsten Fundorte Europas ist. Die Dissertationsschrift selbst ist zur Zeit in der Redaktion und erscheint hoffentlich bald auch auf Papier. Bis dahin finden Sie hier das PDF:

http://othes.univie.ac.at/38680/1/2015-04-24_0963148.pdf

Das bin ich! (Dr. Greta Civis)

...auf neuen Wegen

Da ich, wie mein Kollege Alex Berner (siehe Blogbeitrag vom 08.12.2017) ebenfalls, erfahren musste, dass im geisteswissenschaftlichen Kontext auch sehr gute Leistungen kein sicheres, planbares Einkommen bedeuten, habe ich neben der Promotion den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Gut sieben Jahre lang habe ich als selbständiger Tourguide in und um Berlin gearbeitet, zunächst ergänzend zum Stipendium, dann als Hauptbeschäftigung und -einkommen. Die meist nachgefragten Themen – Nationalsozialismus, Shoa, Kalter Krieg und Berlins Zusammenwachsen – waren einerseits weit weg von meinem eigentlichen Studium. Andererseits habe ich gemerkt, dass mein Studium mir vieles beigebracht hat, was ich gut gebrauchen kann, um Geschichte aller Epochen interessant und anschaulich zu vermitteln und um als Unternehmerin zu bestehen. Geschichte ist im Stadtbild geronnen, im Strassenverlauf und in Gebäuden, in Baulücken und Dingen. Objekte helfen immer, Perspektive zu vermitteln, sie sind Transmitter zwischen uns und denen, die vor uns hier waren. Archäologie schärft hierbei vor allem den Blick auf den Alltag, die (fast) vergessenen Geschichten und das, was vielfach und immer wieder geschah. Durch die Arbeit als Tourguide habe ich mich auch viel mit Erinnerungskultur beschäftigt, die anspruchsvolle Existenz als Solo-Selbständige mit Direktkunden und für verschiedene Agenturen hat mir jedoch leider keine Zeit gelassen, hierzu zu publizieren.

Nach Herne wollte ich, da ich seit meinem Studium Fan des Westfälischen Museums für Archäologie bin. So muss Museum sein, finde ich – anschaulich, anspruchsvoll (aber nicht kompliziert) und vielfältig. Mir gefällt, dass die Gäste ernstgenommen werden, dass Methoden erklärt und Fragen gestellt werden. Ich erlebe das Klima und das Team als aufgeschlossen, hilfsbereit und bereit, auch ungewöhnliche Wege auszuprobieren, wenn am Schluss ein gutes Ergebnis steht. 

... und sonst?

Zuletzt noch ein wenig zu meinem privaten Hintergrund. Meine Mutter stammt aus Dortmund, ich kam sogar in Herne zur Welt, habe aber fast mein ganzes Leben in Berlin verbracht. Dort habe ich die Wende erlebt, auch für uns in West-Berlin war dies eine Zeit der Umbrüche. Die Stadt meiner Kindheit gibt es wohl so nicht mehr.

Vor gut 10 Jahren habe ich in Berlin angefangen zu imkern, in meiner Zeit als Tourguide habe ich auch Lehrer*innen in Imkerei fortgebildet. Ich mag die Arbeit an Bienen, mit Honig, Wachs und Propolis. Es gibt weniges, was so ausgleicht wie die Mischung aus friedlich brummenden Bienen, die neugierig gucken, was man da macht, während der Stock offen steht, duftet und man saubere, gerade, schwer gefüllte Honigwaben zieht. Nach einer guten Ernte auf mehrere Eimer mit allerfeinstem Blütenhonig zu blicken, ist enorm befriedigend und beglückend – und auch meine Freund*innen und ihre Kinder freuen sich über Gretas Honig. Bienen sind gute Zuhörerinnen, versorgen sich selbst und sie zeigen sofort, wenn sie etwas stört. Meine Bienen wollten leider nicht mit umziehen, ich halte auch nicht viel davon, Bienen weit zu transportieren, wenn man es vermeiden kann. Ich zögere noch, in NRW einen eigenen Stand aufzubauen und dann, bei Pech, in zwei Jahren wieder aufzugeben. Falls also jemand dies liest und sich Hilfe an einem bestehenden Bienenstand wünscht – ich wäre dabei!

Bis dahin werde ich weiter intensiv auf meinem Balkon in Hamm gärtnern, denn auch Pflanzen sind gute Zuhörerinnen.

 

Dr. Greta Civis