Sie haben die Ausstellung auch in Berlin in Szene gesetzt. Wie haben sich die Ideen zur Gestaltung entwickelt?

17.04.2014

Sonderausstellung Uruk mit Blick auf die geometrische Formensprache als kennzeichnendes städtisches Element.

Ingo Plato antwortet:

„Das Grundkonzept des von res d entwickelten Ausstellungsdesigns bezieht sich auf die besonders auffällig erscheinenden bautechnischen Fertigkeiten, die sich in einem markanten Architekturstil ablesen lassen und bis ins Detail einem speziellen Rhythmus folgen. Diese typischen Merkmale werden innerhalb der Ausstellung vielschichtig verdeutlicht.

Kubische Bauformen und ein kontrastreicher Farbraum in Anlehnung an die vorherrschenden Lichtverhältnisse in Uruk stehen im Vordergrund. Gemäß der dreidimensionalen Ausprägung der „neuen Stadt“ wird die typografische Linie räumlich abgewinkelt. Ähnlich einer Wort-Bild-Marke entsteht ein wiederkehrendes Element, das die Dreidimensionalität im Ausstellungsraum abbildet. Wandscheiben und Vitrinenkörper sind raumbildend und unterstreichen den Kontext urbaner Strukturen. Kantenschärfe und Präzision werden durch das Schwarz-Weiß-Farbkonzept unterstützt. Der imaginäre harte Schlagschatten, welcher

der Formensprache durch Richtungslinien und Abwicklung immanent ist, wird in seiner Abstraktion zur grafischen Leitlinie.“

Herr Plato erläutert die Ausstellungsarchitektur in Berlin.

Wie haben Sie die Inhalte auch durch gestalterische Elemente aufgenommen?

Ingo Plato antwortet:

„Die Kleinteiligkeit der Exponate stellt besondere Anforderung an die Szenografie der Ausstellung. res d sucht nach inhaltlichen Ankerpunkten, die bis in die heutige Zeit eine Relevanz für unsere urbane Bevölkerung haben. Damit eine Stadt in der damaligen Dimension überhaupt entstehen konnte, bedurfte es eines Kennzeichnungssystems, einer ersten Schriftform und der Fähigkeit Produkte in der Massenproduktion zu fertigen. Hinzu kommt die Ausbildung einer stratifizierten Gesellschaftsform. In vier hochaufragenden Kabinetten werden diese Kernerrungenschaften präsentiert und mit Hilfe moderner Analogien, wie beispielsweise Kassenzettel oder Behördenstempel kontextualisiert."

"Uruk - 5000 Jahre Megacity" in Berlin

Vor welchen Herausforderungen standen Sie, als Sie Ihr Konzept in der Sonderausstellungshalle des LWL-Museums für Archäologie umsetzen wollten? Gibt es Unterschiede in der Ausstellungsarchitektur?

Ingo Plato meint:

„Zunächst war die Ausstellung für das Pergamonmuseum geplant. Der zweite Ausstellungsort war noch nicht bekannt. Die räumlichen Gegebenheiten in Berlin und Herne sind sehr konträr. Im Pergamonmuseum musste auf der einen Seite der Architektur des Hauses Rechnung getragen werden, auf der anderen Seite konnten fest eingebaute Exponate gut integriert werden. Darüber hinaus mussten in Berlin fest eingebaute Wandvitrinen verwendet werden. In Herne stand uns im Gegensatz dazu ein White-Cube zur Verfügung: ein einziger großer Raum. Die räumlichen Dimensionen haben uns fasziniert. Es hat sich schnell abgezeichnet, dass diese der Stringenz der Ausstellungsarchitektur förderlich sind. Die Ausstellung in Herne wirkt großzügiger und weitläufiger und entwickelt auf Grund der Tageslichtpräsentation einen besonderen Charme. Glücklicherweise konnten Elemente der Vorgängerausstellung Verwendung finden. Das engagierte Team hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass eine Adaption auf eine so herausragende Art gelungen ist.“

 

Das Interview mit Ingo Plato führte Janina Lamowski M. A., wissenschaftliche Volontärin am LWL-Museum für Archäologie.