Wow, was für ein Henge! Meine erste Reise nach Stonehenge …

07.07.2021 Dr. Kerstin Schierhold

Bild: LWL/Kerstin Schierhold

Wow, was für ein Henge! Meine erste Reise nach Stonehenge …

Als ich davon hörte, dass eine der nächsten Sonderausstellungen im LWL-Museum für Archäologie in Herne den Steinkreis von Stonehenge und seine Landschaft zum Thema haben sollte, war ich sofort begeistert. Stonehenge ist eines der faszinierendsten archäologischen Monumente der Welt. Einige seiner Geheimnisse wurden von unzähligen Forscherinnen und Forschern bereits gelüftet, aber noch immer können wir uns Vieles nicht erklären. Dies übt nach wie vor einen großen Reiz nicht nur auf die Forschung, sondern auf uns alle aus, was nicht zuletzt an der immensen Publikationstätigkeit und zahlreichen TV-Dokumentationen vor allem in den letzten zehn Jahren abzulesen ist.
Stonehenge gehört, trotz seiner unbestrittenen Einzigartigkeit, zu einem überregionalen Phänomen der Jungsteinzeit, dem Errichten von Monumenten aus großen Steinen zu unterschiedlichen Zwecken. Diese Megalithen prägen die europäischen Landschaften zum Teil bis heute. In meinen bisherigen Forschungen habe ich mich besonders mit den westfälischen Großsteinmonumenten beschäftigt, denn ja, auch hier „vor der Haustür“ gibt es imposante jungsteinzeitliche Grabanlagen, von denen einige erhalten geblieben sind. Der Gedanke kam auf, auch die Megalithik Westfalens in der Ausstellung zu thematisieren. Als es dann hieß, dass ich zu einer kleinen Delegation gehören sollte, die nach England fuhr, um den berühmten Steinkreis zu besuchen, war die Freude natürlich riesig!

  • Bild: LWL/Kerstin Schierhold

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Unser Begleiter an diesem besonderen Tag im November 2017 (und nein, es regnete nicht!) war Julian Richards, ausgewiesener Kenner der gesamten Geschichte von Stonehenge und seiner Landschaft und vor allem ein sehr sympathischer und herzlicher Kollege. Seine Begeisterung für Stonehenge übertrug er sofort mit Leichtigkeit auf uns. Julian nahm uns mit auf eine weite Wanderung durch die grüne fast menschenleere Salisbury-Ebene. Es ging vorbei an grasenden Kühen und Schafen, dem 5.500 Jahre alten Great Cursus, einem geheimnisvollen fast 3 km langen rechteckigen Grabenwerk, und ungezählten Grabhügeln aus der Bronzezeit.

  • Bild: LWL/Kerstin Schierhold

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Entlang der „Avenue“, einer uralten Prozessionsstraße, die auf Stonehenge zuführt, stapften wir schließlich eine kleine Anhöhe hinauf, bis endlich der Steinkreis am Horizont erschien und Schritt für Schritt immer größer wurde. So, dachte ich, könnten sich auch die Menschen in der Jungsteinzeit gefühlt haben, die vom Fluss Avon kommend den gleichen Weg nahmen, um an den Sonnenwenden ihre Feiern am Steinkreis zu zelebrieren!

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Ebenda angekommen, ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, uns gegenseitig vor und neben dem Monument zu fotografieren. Aufgrund der späten Jahreszeit war der Andrang nicht so groß, sodass es sogar gelang, Fotos (fast) ohne Menschen zu machen, wovon wir alle ausgiebig Gebrauch machten. Immer wieder ging dabei der Blick sehnsüchtig in den Steinkreis hinein, aber die Absperrung und einige Ordner sorgten freundlich, aber bestimmt dafür, dass es bei den Blicken blieb. Leider ist es an den allermeisten Tagen nicht erlaubt, dem äußeren Steinkreis näher als etwa 10 m zu kommen. Das Betreten des inneren Kreises ist ebenso untersagt. Zweimal im Jahr, an den Sonnenwenden (20./21. Juni und 21./22. Dezember), dürfen hingegen alle in den Steinkreis hinein. Das sind richtige Happenings, an denen sich Menschen aus allen Ecken der Welt aus den verschiedensten Gründen in Stonehenge versammeln. Ich für meinen Teil war aber auch mit dem Besuch im November hochzufrieden, auch wenn es sicher ein Highlight gewesen wäre, die Größe der Steine noch unmittelbarer zu erleben, denn ohne jeglichen Maßstab wie Bäume oder Ähnliches ist ihre Monumentalität in der Landschaft schwer zu fassen.

  • Bild: LWL/Kerstin Schierhold

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Anschließend schauten wir uns noch das Besucherzentrum mit einer kleinen temporären Ausstellung an (sehr interessant aufbereitet) und krochen in die vor dem Zentrum rekonstruierten Hütten der Siedlung Durrington Walls (klein und zugig). Nach einer kleinen Stärkung im Café konnten wir nicht mehr an uns halten und fielen in den Shop ein, der eine für deutsche Verhältnisse ungekannte Bandbreite von Souvenirs rund um Stonehenge von edel bis kitschig anbietet. Nachdem wir uns ausreichend mit Mitbringseln aller Art eingedeckt hatten, ließen wir den Abend bei einem Pint im Dorfpub gemütlich ausklingen und stellten uns vor, wie Stonehenge in Herne ankommen würde.

Mein erster Besuch in Stonehenge war definitiv nicht der letzte, auch wenn zwischenzeitlich die Reisemöglichkeiten durch Pandemie und Brexit erschwert waren bzw. sind. Gut, dass wir in Herne bald den Steinkreis für ein ganzes Jahr für alle, die keine Möglichkeit haben, nach England zu reisen, erlebbar machen können!

Hier geht es zur Homepage der Sonderausstellung

Kerstin Schierhold, Kuratorin der Sonderausstellung