Ziel des Workshops sollte vor allem sein ein Konzept für die Anwendung zu entwickeln. Wie soll sie aussehen? Wie soll sie funktionieren? Welche Medien können eingepflegt werden? Wie soll die Vermittlung der Geschichten stattfinden und mit welchen Mitteln können diese überhaupt adäquat erfasst werden? Wie kann eine digitale Plattform geschaffen werden, die Menschen dazu einlädt ihre Geschichten zu teilen?
Unter der Leitung von NEEEU startete der Workshop mit einer Kennenlernrunde. Dabei wurde im Außenbereich des Museums ein zentraler Punkt festgelegt, der symbolisch für Herne stehen sollte. Nun positionierten sich die Teinehmenden nacheinander um diesen Punkt. Ihre Position wurde dabei durch ihre Herkunft bestimmt. Alle Personen waren dabei durch eine Schnur verbunden. So entstand nach und nach ein komplexes Geflecht, das sinnbildlich für die Verbindungen und Bezüge unter den Menschen stehen sollte. Gleichzeitig konnten die Teilnehmenden ihre Wünsche und Ängste bezüglich des Workshops äußern. So wurde aus einer Gruppe von Fremden schnell eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ziel.
Weiter ging es mit einer allgemeinen Übung zu Storytelling. Denn auch Geschichten, die Menschen über sich selber erzählen folgen einer bestimmten Struktur, die es zu verstehen gilt, will man diese eindringlich und erfolgreich vermitteln. Anhand persönlicher Lieblingsgeschichten wurden die 5-W-Fragen, die für jede Geschichte wichtig sind, vorgestellt. Wo, wer, wann, warum, was passiert in der Geschichte. Diese Geschichten konnten Bücher, Filme, Comics, Serien oder auch eigene Erfahrungen sein. Dabei stellte sich schnell heraus, dass vor allem interessant ist, wer eine Geschichte erzählt. Denn dies schafft eine emotionale Verbindung zu den Rezipient:innen. Diese Idee sollte den weiteren Workshopverlauf nachhaltig prägen.
Im nächsten Schritt wurde sich dann auf die Objektebene fokussiert. Denn In einem archäologischen Museum werden Geschichten vor allem entlang von Objekten erzählt. In der nun folgenden Übung sollten anhand von Objekten, die von NEEEU mitgebracht wurden archäologische Field Journals erstellt werden. Die Objekte wurden beschrieben, gezeichnet und in eine fiktive Geschichte eingeflochten. Dabei entstanden spannende, emotionale und lustige kleine Erzählungen. Durch diese Übung wurde klarer, wie Geschichten entlang von Objekten erzählt werden können und wie Objekte für sich sprechen. Damit endete der erste Tag des Workshops.
Am zweiten Workshoptag standen vor allem die persönlichen Geschichten der Beiratsmitglieder im Fokus. Sie standen beispielhaft für die Art, wie die Anwendung potenziell genutzt werden sollte. Der zweite Tag drehte sich damit zentral um die Fragen, wie die persönlichen Geschichten der Teilnehmenden adäquat vermittelt werden können, wie Objekte in die Anwendung eingebracht werden und mit welchen Medien dies am besten geschieht um eine Verbindung zu den Geschichten und letztendlich auch zu den Rezipienten aufzubauen. Dabei sollte die Anwendung weitere Nutzer:innen dazu motivieren, ebenfalls ihre Erfahrungen zu teilen. Entlang von mitgebrachten Gegenständen erzählten die Beiratsmitglieder ihre persönlichen Migrationserfahrungen. Dabei waren unter anderem Fotos, Musikinstrumente, Postkarten, Kochgeschirr, Bücher aus Deutschkursen und noch viel mehr. Bei diesen intensiven Geschichten wurde gelacht und mitgefiebert, aber es waren auch sehr eindringliche, traurige und erschreckende Erzählungen dabei, die sprachlos machten.
Nach der Mittagspause kam dann der eigentliche co-kreative Teil des Workshops. Da bereits klar war, dass es bei der Anwendung nebst der persönlichen Geschichten vor allem um Objekte gehen soll, galt es nun zu klären, mit welchen Medien die Anwendung später arbeiten soll. Sollen es nur Bilder sein, oder auch Audio, Video und Text? Dabei gilt es selbstverständlich die technischen Möglichkeiten, das Budget und die Machbarkeit gegeneinander abzuwiegen. Die Mitglieder des Workshops machten jedoch schnell klar, dass ein multimedialer Ansatz erstrebenswert ist.
Mittels des Verfahrens des Design-Sprints wurden anschließend unter anderem mit der Crazy-8-Methode Ideen gesammelt, die im nächsten Schritt verfeinert und ausgearbeitet wurden. Bei der Crazy-8-Methode werden in einer begrenzten Zeit von jedem Teilnehmenden acht Ideen grob in Skizzenform festgehalten. Dann werden die Ideen in Kleingruppen präsentiert, bewertet und zu zwei ausgearbeiteten Ideen verdichtet. Anschließend stellen sich alle Gruppen gegenseitig ihre beiden Ideen vor, über die dann abgestimmt wird, bis am Ende zwei Vorschläge übrigbleiben. Diese werden dann in einer weiteren Gruppenarbeit konkretisiert. Mit diesen zwei Ideen erarbeitet das Team von NEEEU nach dem Workshop dann zwei Konzepte, die auf Machbarkeit geprüft wurden. So endete dann der Your Story Matters Workshop nach intensivem Arbeiten bei immerhin 35 Grad Außentemperatur.