Der Kubus ist, sowie alle anderen auch, in einer Quadratform gehalten, unterscheidet sich jedoch soweit von den anderen Kuben, dass er neben einem Vorder- auch einen Hintereingang besitzt, da er direkt auf dem Laufpfad liegt, was bedeutet, dass man hindurchgehen muss, es sei denn, man möchte durch riskante Akrobatik einen Knochenbruch riskieren.
Sobald man in den Kubus hineingeht, fällt einem sofort der verringerte Lichteinfall und die damit einherkommende Dunkelheit auf, die vor allem wegen ihres plötzlichen Auftretens umso bedrohlicher wirkt. Das zweite, was ins Auge fällt, sind die vielen Speere, die zu beiden Seiten des Besuchers aus dem Boden hervorragen, und die durch den kleinen Schreck, der bei ihrem Anblick zuallererst ausgelöst wird, dem Ganzen eine sich leicht bedrohlich anfühlende Atmosphäre geben, die auch durch die Nähe, die die Speere zum Eingang haben, verstärkt wird. Es gibt dem Besucher ein Gefühl, als würden sie einen einkesseln, und mit ihrer Größe und ihren spitzen Enden bedrohen wollen.
Das nächste, was man bei der Betrachtung der Wände erkennen kann, ist das Blut, mit dem sie beschmiert worden sind. Man wird dort blutverschmierte Handabdrücke sehen, die an den ganzen Wänden, überall, verteilt worden sind, und dessen Farbe durch die von den an den Ecken angebrachten Lampen noch intensiviert wird. Auch das löst einen beachtlichen Zusatz an Schrecken aus und man spürt tatsächlich einen leichten Schauer, der durch die Kombination all dieser Faktoren ausgelöst wird.
Die, die während des Rundgangs durch die Dauerausstellung einigermaßen gut aufgepasst haben, wissen, was genau hier passiert ist. Oder sie haben zumindest eine Vermutung. Wenn nicht, gibt es zu deren Glück immer noch den kleinen Text, der auf der Wand rechts neben dem Ausgang des Kubus steht. Was dieser Text so ungefähr sagen wird? Es geht um den Sachsenkrieg, ein dreißig jahrelanger Krieg zwischen den christlichen Franken und den damals noch heidnischen Sachsen. Angeführt wurde die eine Seite, die der Franken, von Karl dem Großen, dem damaligen König der Franken, und auf der anderen Seite stand Herzog Widukind, der von den Sachsen als Kriegsherr gewählt wurde. Schließlich nach dreißig Jahren des gegenseitigen Bekämpfens und Abschlachtens gewinnen die Franken, und die Sachsen werden gezwungen, sich taufen zu lassen.
Das ist auch so ziemlich das, was im Kubus dank den an den Wänden angebrachten Hörsprechern auf sehr realitätsnahe Weise vermittelt wird, durch die man zuerst bei einer sich unglaublich authentisch anhörenden Schlacht zuhören darf. Zuallererst hört man das Geräusch von klapperndem Metall, als würde jemand in einer Rüstung langsam auf einen zukommen. Dann hört man eine laute Männerstimme, die lautstark einen Befehl schreit. Als nächstes erschreckt man sich möglicherweise etwas, denn was danach kommt, sind die Zahlreichen Soldaten einer Armee, die zeitgleich auf den Befehl reagieren und so einen fast ohrenbetäubenden Lärm auslösen. Was folgt, sind die noch ohrenbetäubende Schreie der Soldaten, die aufeinander zustürmen, und der Lärm der Schlacht: verängstigte Pferde, die vor Angst und Schrecken schrill aufwiehern, während sie in das brutale Gemetzel zwischen unbeugsamen Sachsen und unbarmherzigen Franken hineingetrieben und bald darauf mit Pfeilen bombadiert werden. Wütende, ehrgeizige Soldaten, die sich, erfüllt von Kampfgeist und dem Willen, zu überleben, gegenseitig niedermetzeln. Bald darauf wird der Schlachtlärm von einem Priester und einer ehemaligen Heidin unterbrochen, die dabei ist, sich, aufgrund der Todesdrohungen der Franken, zwangstaufen zu lassen und gerade ein Taufgelübde spricht. Was man hierbei ebenfalls gut heraushören kann, ist das strenge Misstrauen, mit dem der Priester zu der Sächsin spricht. Entweder, weil sie eine Sächsin ist, oder weil er glaubt, sie würde sich nur taufen lassen, um ihr Leben zu retten, was bei vielen Sachsen der Fall war.
Wie es vorher schon erwähnt wurde, sind in der Nähe des Eingangs und auch in einigen Ecken des Kubus mehrere Sprechanlagen angebracht worden, die alles, was sich während der Aufnahme abspielt, in unmittelbarer Nähe und überall um den Besucher abspielt, was zu einer sehr immersiven Erfahrung beiträgt. Die Besucher:innen werden durch die vielen Geräusche und das düstere Ambiente in die im Hörspiel vorkommenden Ereignisse hineingezogen und bekommen dadurch einen intensiven Einblick in die Vergangenheit der Sachsen und ihren langzeitigen Krieg gegen die Franken und Karl den Großen, die fast ganz Westeuropa eroberten und schließlich sogar ein „neues Rom“ auferstehen ließen.