Krankheiten waren, so wie heute, ein Problem, das die Menschen zu bewältigen hatten. Karies ist beispielsweise ein Beweis für eine sehr kohlehydratreiche Ernährung wie Getreidebrei und ähnliche Nahrung, starker Zahnabrieb dagegen spricht für sehr feste Nahrung, wie beispielsweise Körner. Beides ist für eine jungsteinzeitliche Person üblich.
Die Knochenreste, die in Warburg gefunden wurden, geben Grund zur Annahme, dass die Menschen damals bereits gewusst haben, wie man diverse Krankheiten und Verletzungen zu behandeln hatte. Erstaunlicher dabei ist, dass diese Eingriffe teilweise ohne Komplikationen verheilt sind. Eine Schädeldecke braucht je nach Alter des:der Trepanierten eine gewisse Zeit, manchmal auch sogar Jahre zum verwachsen. Also musste das Wissen über den menschlichen Körper ausreichend gewesen sein, um Heilungsprozesse zu verstehen. Auch war die soziale und versorgende Struktur ausreichend genug, um Menschen, die nicht mehr arbeiten konnten oder eingeschränkt arbeitsfähig waren zu unterstützen. Zusätzlich besteht die Implikation, dass dieses Wissen über die Krankheiten und die Trepanationsmethoden vermittelt wurde.
Also kann man im Groben über die Menschen behaupten, dass sie in der Lage waren, erfolgreiche Operationen am Kopf durchzuführen, andere Mitmenschen zu pflegen und durch Krankheitsverläufe zu versorgen. Allerdings waren sie nicht für alle Krankheiten gerüstet: Besonders Infektionen und „unsichtbare“ Krankheiten, also die, die sich nicht sofort durch Schmerz oder Ähnliches äußern, blieben unbehandelt. Zudem lassen sich nur operative Eingriffe am Schädel feststellen. Ob es weitere Operationsversuche gibt, kann man anhand der Knochen von Warburg nicht genau sagen.
Knochen können eine Vielzahl von Informationen vermitteln. Sei es Krankheitsverläufe festzustellen, wie gut oder schlecht man sich ernährt hat, oder ob man unglücklich gefallen ist und sich dabei verletzt hat. In der Archäologie und besonders in der Anthropologie sind das wertvolle Informationen. Ein gut verheilter Knochenbruch kann uns viel über die menschlichen Verhältnisse preisgeben. Eine Operationsnarbe zeigt uns, wie viel Wissen über die Anatomie der Menschen vorhanden war. Kaputte Zähne zeigen uns, was und wie viel es zu Essen gegeben haben muss. Ich hoffe, dass ich mit diesem kleinen Eintrag zeigen konnte, dass Knochen nicht nur angeben, dass jemand an dieser Stelle begraben worden ist.
Philip Rösen, studentischer Praktikant