Schule und Museum: Zusammenspiel von Fachwissen und Pädagogik

26.09.2023 Praktikant:in

Wer kennt es nicht? Die bekannten Museumsbesuche in der Schule. Ob es jetzt das Schokoladenmuseum in Köln ist, das Bergbau-Museum in Bochum oder das Archäologie-Museum in Herne. Wir alle durften, in den meisten Fällen, einen solchen Rundgang durch eine Ausstellung schon einmal miterleben. Abwechslungsreich und unterhaltsam waren diese Ausflüge und sie verschönerten unseren sonst so monotonen und anstrengenden Schulalltag. Durch den Spaßfaktor scheint es so, als würde man durch diese Exkurse dem Unterricht entkommen, doch haben Schule und Museum mehr gemeinsam, als wir vermuten. Genau das habe ich, eine Lehramtsstudentin, durch mein Praktikum am Archäologie-Museum hier in Herne gemerkt. Ich durfte mir einen Einblick in die Museumspädagogik verschaffen und feststellen, dass auch die Musemspädagogen Tätigkeiten ausüben, die in meinem Berufsfeld zentral sind. Wo und wie diese Ähnlichkeiten bestehen, erkläre ich euch im Folgenden.

Museumspädagogik – Was ist das?

Museumspädagogen:innen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie die vorliegende Ausstellung und ihre Objekte vorstellen können, sodass eine möglichst breite Masse an Menschen erreicht wird. Dabei werden die unterschiedlichen Altersgruppen der Besucher berücksichtigt und dementsprechend angemessene Methoden zum Vermitteln der Informationen angewendet. Museumspädagogen:innen zielen darauf ab, die Menschen für das Museum zu interessieren und zwischen ihnen und den Exponaten eine Beziehung herzustellen. Nur so kann der erwünschte Wissenserwerb erfolgen und das Konzept der Ausstellung verstanden werden.

 

Je öfter man sich diesen Absatz durchliest, umso mehr sollten einem Gemeinsamkeiten zum Lehrerberuf auffallen. Auch Lehrer:innen sind dazu verpflichtet, ihren Unterricht so zu gestalten, dass die Zielgruppe angemessen gefordert wird. So sieht der Unterricht in der Oberstufe sicherlich anders aus als der Unterricht in der Unterstufe. Der Unterricht kann aber auch von Klasse zu Klasse variieren. Ziel ist, dass der behandelte Stoff sich in den Sinn der Schülerinnen und Schüler einprägt und dort auch möglichst lange, wenn möglich ein Leben lang, bleibt.

Schule und Museum - Lernen und Lachen

Wie bereits erwähnt, sind die Institutionen Schule und Museum Orte der Wissensvermittlung. Diese Eigenschaft rückt besonders im schulischen Kontext sehr stark in den Vordergrund. Spaß in der Schule haben die Wenigsten. Es ist jedoch ein Fakt, dass Unterhaltung und Bildung sich nicht ausschließen, sondern ganz im Gegenteil oftmals ergänzen. In der Schule haben die Kinder die Möglichkeit, Wissen anzuhäufen und sich zu sozialisieren. Zwar haben die Schülerinnen und Schüler in den Pausen eine schöne Zeit, doch auch im Unterricht sollte der Spaß vorhanden sein. Das Museum hat ebenfalls diesen beidseitigen Charakter. Es ist sowohl ein Wissensspeicher als auch ein Erlebnisort. Der Unterschied zur Schule ist, dass die Informationen mithilfe von Rundgängen und Programmen vermittelt werden. Im Gegensatz zur Schule herrscht eine entspanntere Stimmung, was die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigert. 

Abb.1: Illustration und Layout Anna Laura Jacobi

Museumspädagogik während „Modern Times“

Der Zeitraum meines Praktikums umfasste die letzten Vorbereitungen der neuen Sonderausstellung „Modern Times“ und ihre Eröffnung. Was es mit diesem Konzept auf sich hat, könnt ihr euch gerne auf der Museumshomepage, in der Kategorie „Sonderausstellungen“ durchlesen. Als angehende Lehrerin, die nun für vier Wochen in der Museumspädagogik unterwegs war, hätte ich keine bessere Phase erwischen können. Es gab nämlich noch keine finalen Versionen der museumspädagogischen Programme. Somit bekam ich die Möglichkeit an den Gesprächen der Museumspädagogen:innen teilzunehmen und meine Ideen und Vorschläge miteinzubringen. Es gab unterschiedliche Veranstaltungen für die unterschiedlichen Besucher:innen. Die Museumspädagogen:innen entwickelten Programme für Erwachsene, für Grundschüler:innen, für Schüler:innen der Sekundarstufe 1 und für die Schüler:innen der Sekundarstufe 2. So unterschiedlich die Pläne auch sein mögen, das Ziel bleibt gleich: Den Besuchern:innen die Exponate näherbringen und sie für ihre Geschichten interessieren. Für die Schüler:innen der Grundschule haben sich die Pädagogen:innen für das Konzept des „Entdeckerhefts“ entschieden. Passend zur Sonderausstellung wird in diesem Heft eine Geschichte erzählt, die ursprünglich ein Film ist.

Abb.2: Illustration und Layout Anna Laura Jacobi

Auf jeder Seite ist eine Szene des Films abgedruckt. In den Szenen befinden sich Objekte, die auch in der Ausstellung vorhanden sind. Diese Objekte sind farblich gekennzeichnet. Die Texte zu den Objekten beinhalten auch Buchstaben mit einer anderen Druckfarbe.

Abb.3: Illustration und Layout Anna Laura Jacobi

Der Grund dafür: Auf der vorletzten Seite des Hefts ist ein kleines Rätsel. Dieses besteht aus leeren Feldern, die mit den verschiedenen Szenen beschriftet sind. Die Kinder müssen die Buchstaben in die richtigen Felder einsetzen, um das Lösungswort, den Namen des Films, herauszufinden. Der Arbeitsauftrag lautet also:

  1. Die Szene anschauen und den dazugehörigen Text lesen.
  2. Das farblich gekennzeichnete Exponat in der Ausstellung finden.
  3. Den Text des Objekts lesen.
  4. Die farblich gekennzeichneten Buchstaben in die dazugehörigen Felder eintragen.
Abb.4: Illustration und Layout Anna Laura Jacobi

Doch das ist nicht alles. Wenn der Arbeitsauftrag erfolgreich gelöst wurde, wartet noch die letzte Seite auf die Kinder. Hier dürfen diese über den weiteren Verlauf der Geschichte entscheiden. Es liegt nun in ihren Händen anhand einer Zeichnung ihr Ende der Geschichte zu gestalten. 

Und jetzt?

Ich denke, dass zu dem ganzen sachlichen Erzählen und Beschreiben auch eine subjektive Meinung hinzugefügt werden sollte. Es war eine schöne Erfahrung einen Einblick in dieses Berufsfeld zu erhalten. Insbesondere deshalb, da die Institutionen Schule und Museum sich sehr ähneln. Ich durfte sowohl bei der Gestaltung der Programme dabei sein als auch bei den Museumsführungen und den Veranstaltungen für die Schulen. Ich fühlte mich in der Museumspädagogik nicht fremd und konnte Verbindungen zum Lehrerberuf herstellen. Dadurch, dass ich mein Praktikum an der Schule bereits absolviert hatte und auch Unterrichtseinheiten selber gestaltet und gehalten hatte, konnte ich die Überlegungen und Vorgänge der Museumspädagogen:innen bei der Planung der Programme gut nachvollziehen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass es bei den Programmen nicht nur darum geht zuzuschauen und zuzuhören. Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Gelegenheit sich als Teil des Geschehens zu sehen, indem sie z.B. Kleidungsstücke aus der jeweiligen Zeit anprobieren. Dies führt dazu, dass die Kinder aktiver und aufmerksamer sind. Zudem nutzt das Museum technische Mittel, was bei den Besuchern:innen immer sehr gut ankommt. So gibt es in der Dauerausstellung z.B. das Konzept der „Geister der Vergangenheit“. An einigen Stellen hat man die Möglichkeit mit einem Tablet eine schwarze Tafel zu scannen. Daraufhin erscheint dort ein Geist, der zu dem Exponat gehört und den man dann durch das Tablet sieht. Insbesondere bei Schulklassen sorgte das für viel Aufregung und gehörte zu den Highlights des Tages. So wie die Schule nicht nur eine Lehrkraft hat, so hat das Museum nicht nur eine:n Pädagogen:in. Umso mehr freute ich mich darüber, dass ich Führungen bei nahezu allen Museumspädagogen:innen begleiten durfte. Ich empfand es als sehr hilfreich und wirksam, zu sehen, wie der gleiche Inhalt auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert wurde. Ich habe festgestellt, dass mein Unterricht später nicht mit dem Unterricht meiner Kollegen:innen übereinstimmen muss, damit ich als gute Lehrerin gelte.

 

Das Entdeckerheft war auch eines meiner Lieblingsprojekte. Die anderen Praktikanten:innen und ich hatten das Vergnügen, dieses Heft auszutesten, und ich kann euch mitteilen, dass wir total begeistert von der Idee und der Umsetzung waren. Den Grundschülern:innen wird es mit Sicherheit auch sehr gut gefallen.

 

Es stellt sich also heraus, dass Schule und Museum doch recht viele Gemeinsamkeiten vorweisen. Umso mehr ein Grund, um die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen zu stärken. Der Museumsbesuch sollte in den Unterricht integriert werden und die Museen sollten schulgerecht aufgebaut sein. Der erhöhte Dialog zwischen den Museumspädagogen:innen und den Lehrern:innen würde sich sowohl positiv auf die Schule und die Schüler:innen als auch auf das Museum auswirken.

Autorin: Gizem Akbulut, Studentische Praktikantin


Literaturverzeichnis

Traub, S. (2003): Das Museum als Lernort für Schulklassen. Eine Bestandsaufnahme aus der Sicht von Museen und Schulen mit praxiserprobten Beispielen erfolgreicher Zusammenarbeit. Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

 

Commandeur, B. / Kunz-Ott, H. / Schad, K. (2016): Handbuch Museumspädagogik. Kulturelle Bildung in Museen. München: Kopaed Verlag